20.11.2008 - baz.online
Schweizer fühlen sich von deutschen Pfarrern «schikaniert»
Mentalitätsunterschiede
Auch viele Gläubige haben Mühe mit Seelsorgern aus Deutschland. «Es löst bei den Schweizern Unbehagen aus, wenn die Seelsorge fest in deutscher Hand ist», sagt Thomas Englberger vom Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut in St. Gallen. Er – selber Deutscher – sieht den Grund in den Mentalitätsunterschieden. In der Schweiz käme es nicht gut an,! wenn ein Seelsorger meine, alle Entscheide allein treffen zu können. «Hier werden diese mit Pfarreiräten und Kirchenverwaltungen rückgesprochen.» Laut Englberger liegen die Konflikte zwischen den deutschen Seelsorgern und ihren Schweizer Schäfchen oft in der unterschiedlich ausgeprägten «Obrigkeitsgläubigkeit». Denn in Deutschland stellt der Bischof die Seelsorger an, das Kirchenvolk wird nicht einbezogen. In der Schweiz ist es anders: Hier werden die Seelsorger von den Kirchgemeinden angestellt. «In Deutschland darf man es sich nicht mit dem Bistum verderben, in der Schweiz nicht mit den Gremien und Menschen vor Ort.»
Zustrom wird anhalten
Dass künftig weniger Seelsorger aus Deutschland in die Schweiz kommen werden, ist nicht zu erwarten. Die katholische Kirche ist auf Personal aus dem Ausland angewiesen, da es zu wenig Schweizer gibt, die in der Kirche arbeiten wollen. Englberger glaubt jedoch, dass bei den meisten deutschen Seelso! rgern der Wille da ist, sich auf die Schweiz einzulassen. «Mi! t der Ze it lernen auch die Deutschen, die Eigenart der Schweizer Kirche zu schätzen.»
Zuletzt geändert am 20.11.2008