20.11.2008 - kath.net
Via Schönborn kommt eine neue Druckwelle auf die deutschen Bischöfe zu
Wien/Bonn (kath.net) Die "Jerusalemer-Predigt" von Kardinal Christoph Schönborn, die diese Woche auf KATH.NET veröffentlicht wurde , hat nun auch Deutschland erreicht wie die "Welt" berichtet. Schönborns Eingeständnis, dass die Bischöfe nicht den Mut gehabt haben, ein klares "Ja" zu Humanae vitae zu sagen, sorgt in Österreich seit Tagen für innerkirchliche Diskussionen. Auch an den deutschen Bischöfen hat der Wiener Kardinal Kritik geübt: "Wir waren nicht Bischöfe, aber es waren unsere Mitbrüder. Wir haben nicht den Mut gehabt, ein klares "Ja" zu Humanae Vitae zu sagen. Es gibt Ausnahmen: der damalige Kardinal von Berlin, Kardinal Bengsch (an Kardinal Meissner gerichtet: "Nicht du, aber Dein Vorgänger; Du hast es dann im Jahre 1968 gesagt"). Er hatte einen Text für die deutsche Bischofskonferenz vorbereitet, einen Text, der ein prophetischer Text war. Dieser Text ist verschwunden, und erschienen ist: "Die Königsteiner Erklärung", die die katholische Kirche in Deutschland geschwächt hat, das Ja zum Leben zu sagen."
In der Tageszeitung "Die Welt" widmet Gernot Facius den Aussagen breiten Raum. Wörtlich schreibt Facius: "Der Wiener Kardinal Schönborn, dogmatisch auf einer Linie mit dem Papst, hält es für "Sünde", dass in Deutschland und Österreich das Verbot der Pille nicht entschieden verteidigt wird. Christoph Schönborn ist Erzbischof von Wien und zählt zu den einflussreichsten Kardinälen der Kirche. Der polyglotte Dominikaner aus einem böhmischen Adelsgeschlecht ist in dogmatischen Fragen das Alter Ego von Papst Benedikt XVI. [..."> Besonderes Gewicht hat daher die Abrechnung des Kardinals mit einer ganzen Bischofsgeneration. Im Abendmahlssaal in Jerusalem, in einer furiosen Predigt über das wilde Jahr 1968, von der man annehmen darf, dass sie mit Rom abgestimmt war, warf Schönborn bereits im März dem europäischen Episkopat vor, vor 40 Jahren in der Auseinandersetzung um die Sexual-Enzyklika "Humanae vitae" von Papst Paul VI. versagt zu haben; die Oberhirten seien deshalb mitverantwortlich für die Mentalität des "Nein zum Leben", die sich in ganz Europa ausgebreitet habe."
Facius sieht das ganze auch als "eine massive Attacke" gegen seinen Vorvorgänger Franz König und die damalige Kirchenführung in Deutschland unter Kardinal Julius Döpfner. Der "Welt"-Journalist erinnert auch daran, dass an der Jerusalemer Konferenz auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner teilnahm und dieser bereits 2001 erinnert habe, dass vom verstorbenen Papst Johannes Paul II. mehrmals die Rücknahme von "Königstein" gefordert wurde. Offensichtlich steht auch in der Deutschen Bischofskonferenz eine Neudiskussion über Königstein bevor.
Auch Meisner verlangte eine "Korrektur". Denn die Erklärung von 1968 habe den Gebrauch empfängnisverhütender Mittel "gewissermaßen legitimiert". Das Dokument stehe am Anfang einer Kausalkette, die dem Leben nicht förderlich sei. Laut der "Welt" ist es dem Kölner Erzbischof offenbar gelungen, andere deutsche Bischöfe zu überzeugen, dass darüber neuerlich diskutiert werden müsse. Abschließend schreibt Facius: "Via Schönborn kommt eine neue Druckwelle auf die deutschen Bischöfe zu."
Zuletzt geändert am 24.11.2008