24.12.2008 - Die Welt
Maischberger – Hämischer Prälat piesackt Pfarrerin
Werbung in eigener Sache sieht anders aus: Kleinlich und rückwärtsgewandt stritten bei Maischberger Protestanten und Katholiken unter dem Titel "Das Kreuz mit dem Glauben" über die Zukunft der Religion. Während sich die gläubige Fürstin Gloria diesmal milde gab, zogen Kirchenvertreter ordentlich vom Leder.
Von einem "Dienstleistungsunternehmen“ spricht Prälat Wilhelm Imkamp gern, wenn er auf seinen Arbeitgeber angesprochen wird. Der katholische Geistliche mimt gern den Popstar, der Ferraris segnet und Jesus mit einem Firmenchef vergleicht. Dass der Katholik jedoch inhaltlich längst nicht so fortschrittlich ist, wie er rhetorisch vorgibt, wird in Maischbergers besinnlicher Vorweihnachtsrunde stets deutlich. "Die Apostel waren alles Männer“, widerspricht er der Forderung, auch Frauen für das Priesteramt zuzulassen – eine Haltung, von der er trotz spöttischer Einwürfe keinen Millimeter abrückt. Hämisch grinsend begegnet er den Argumenten seiner protestantischen Kollegin Ellen Ueberschär – dieser Mann nun wahrlich ist keine gute PR für seine Firma.
Da hilft es auch nichts, dass ihm die fromme Fürstin Gloria von Thurn und Taxis eifrig zur Seite springt. Noch im September hatte sie nach einer Maischberger-Sendung für Schlagzeilen gesorgt, als sie zur Aids-Bekämpfung "weniger schnackseln“ empfahl und die Pille mit Abtreibung gleichsetzte. Für ihren jetzigen Auftritt hat sie sich Mäßigung auferlegt, das ist der Fürstin deutlich anzumerken. Ungeschickt bleiben ihre Vergleiche trotzdem: "So lange die Fußballnationalmannschaft nicht gemischt spielt, sollten Frauen auch nicht Priester werden“, erklärt sie und entlarvt dabei ihre geistlichen Kompetenzen.
Misstöne im hohen Lied der Ökumene
Doch damit steht die Fürstin an diesem Abend bei weitem nicht allein da. Nicht nur, dass sie durch völlige Ehrfurcht und der katholische Priester durch völlige Arroganz auffällt: Auch in das hohe Lied der Ökumene schleichen sich an diesem Abend gleich eine ganze Reihe schiefer Töne ein.
Selten amüsant, dafür häufig unsympathisch, geraten sich die protestantische Pfarrerin und der katholische Prälat wegen Kleinigkeiten in die Haare. So erinnert ihre Diskussion eher an jene unsachliche Elefantenrunde mit Angela Merkel und dem selbstgerechten Gerhard Schröder als an eine theologische Debatte auf hohem Niveau. Soll der Papst "Chef von allen“ werden? Welche Ideen stammen wirklich von Luther und was hat er sich bloß von den Katholiken abgeschaut? Auch wenn Prälat Imkamp feststellt: "Ökumene ist keine Koalitionsverhandlung“, fühlt man sich hier doch stark an das politische Geschacher erinnert.
Vielleicht hätten sich Pfarrerin Ueberschär und Prälat Imkamp besser ein Beispiel an Gastgeberin Maischberger und ihrem ZDF-Kollegen und Talkgast Johannes Baptist Kerner nehmen sollen: Als Vorbild öffentlich-rechtlicher Ökumene plauderten die beiden in trauter Eintracht über den Glauben, Gott und die Kirche, stets voll Verständnis und Toleranz. Gleich eine ganze Viertelstunde Soloauftritt hatte Maischberger dem heimgekehrten Schäfchen Kerner zu Beginn ihrer Sendung eingeräumt. Als leuchtendes Beispiel von einem, der die Kirche in jungen Jahren verließ und nun zurückgekehrt ist.
Für ihn persönlich sei der Glauben etwas sehr Wichtiges, erzählte der Moderator mit den religiösen Vornamen und übte sich fortan in christliche Bescheidenheit. Er wolle hier sicher nicht für alle sprechen, stellte er jeder Aussage als Einleitung vorweg. Schade eigentlich, wäre er doch der einzige Gast gewesen, der die Zuschauer in der doch häufig sehr grotesken Runde hätte vertreten können.
Statt über drängende Probleme wie Armut oder Krieg zu sprechen, verirrt sich die Diskussion schließlich über lange Strecken im Kleinklein von Priesterämtern, Abtreibung und Verhütung – Themen, in denen die katholische Kirche schon immer eine kontroverse Meinung vertrat und ihre Argumente dazu schon in epischer Breite dargelegt hat. Da half es wenig, dass der Prälat sie noch mal mit der rhetorischen Keule unterstrich und Kerner seinen ich-persönlich-sehe-das-anders-aber-jeder-so-wie-er-meint-Standpunkt in die Runde warf.
So verschaffte die besinnliche Religionsplauderei bei Maischberger dem Image der Kirchen in Deutschland mit Sicherheit keinen Aufwind. Zurück bleiben schließlich der Eindruck einer naiven Fürstin als Vorzeigeschaf, eines überheblichen Eiferers als Vorzeigerpriester und einer kleinlichen Ökumene-Debatte als Vorbild christlicher Glaubensgemeinschaft. Für seine PR-Abteilung sollte sich der heilige Vater dringend fähigere Leute zulegen.
Quelle und Kommentare:
http://www.welt.de/fernsehen/article2924483/Maischberger-Haemischer-Praelat-piesackt-Pfarrerin.html
Zuletzt geändert am 27.12.2008