01.11.2009 - Konradsblatts
Verhandlungssache (übertrittswillige Anglikaner / Gespräche Pius-Bruderschaft)
Sehr einvernehmlich dürfte die Entscheidung zwischen Canterbury und Rom kaum gewesen sein. Der Ehrenprimas der Anglikaner, Rowan Williams, will erst kurz vor der Bekanntgabe von den neuen Strukturen erfahren haben. Und dass ausgerechnet Ökumeneminister Walter Kasper bei der öffentlichen Bekanntgabe dieser ökumenisch bedeutungsvollen Entscheidung nicht anwesend war, lässt sich auch mit anderen Verpflichtungen nicht wegreden.
Immerhin hat derselbe Kardinal Kasper noch vor Jahresfrist vor der internationalen Lambethkonferenz, dem obersten Leitungsgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft, den Wunsch zum Ausdruck gebracht, die anglikanische Gemeinschaft möge zusammenbleiben. Die Schaffung einer Struktur für Anglikaner, die ihrer Kirche den Rücken kehren wollen, besiegelt nun aber das genaue Gegenteil.
Die katholische Kirche greift massiv in die inneren Spannungen und Auseinandersetzungen der anglikanischen Weltgemeinschaft ein. Und das in Fragen, von denen die katholische Kirche selbst ja nicht unberührt ist, Frauenordination und Ordination von Homosexuellen. Selbst die priesterliche Ehelosigkeit erscheint plötzlich wie eine Verhandlungssache.
Die unierten Ostkirchen erweisen sich bis heute als Hemmschuh bei der Schaffung normaler Beziehungen zu den orthodoxen Kirchen. Vergleiche hinken, aber die Bildung einer anglikanischen Sondergemeinschaft innerhalb der katholischen Kirche kommt einem vor wie die Bildung einer Art von westlichem Uniatismus. Soll das die Ökumene der Zukunft sein?
Nimmt man die in diesen Tagen stattfindenden Gespräche mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. hinzu, verstärkt sich der Eindruck, die katholische Kirche zeige sich denen gegenüber über alle Maßen offen, die sich mit modernen Entwicklungen in den christlichen Kirchen mehr oder weniger schwertun. Wo bleibt da die Offenheit den anderen gegenüber?
Autor: Klaus Nientiedt
Zuletzt geändert am 28.10.2009