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Veröffentlicht am 11­.11.2011

11.11.2011 - Kölner Stadt-Anzeiger

Schwuler Theologe wird bedroht

Von Joachim Frank

Der Kölner Kirchenkritiker David Berger steht zunehmend unter Druck. Eine Autorenlesung aus seinem Buch stand wegen Sicherheitsbedenken auf der Kippe. Auf der Internetplattform kreuz.net wird der schwule Theologe seit seinem Outing unflätig attackiert.

KÖLN - Aggressiv schwulenfeindliche Umtriebe im Internet setzen den Kölner Kirchenkritiker David Berger zunehmend unter Druck. Eine Autorenlesung aus seinem Buch „Der heilige Schein. Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“ am Freitag im westfälischen Bocholt (Kreis Borken) stand wegen Sicherheitsbedenken auf der Kippe. Die Veranstalter, die katholische Familienbildungsstätte und die örtliche Volkshochschule, hielten jedoch an dem Abend fest, weil sie sich dem homophoben pseudochristlichen Milieu nicht beugen wollten, und baten die Polizei um Hilfe.

Auf der faschistoiden Internetplattform kreuz.net wird Berger seit seinem Outing in der „Frankfurter Rundschau“ 2010 und dem Erscheinen seines Buches unflätig attackiert, häufig unter Bezugnahme auf Textstellen des Alten Testaments, die für homosexuelle Praktiken die Todesstrafe verlangen. Die Polizei erwog, die Veranstaltung zu schützen, erkannte aber nach Angaben ihres Sprechers Frank Rentmeister keine akute Gefährdung. Die Beleidigungen im Internet richteten sich nicht erkennbar gegen den Veranstaltungsort in Bocholt. „Wir sind aber informiert und stehen bereit“, so Rentmeister.

Angriffe nehmen zu

Berger sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, die Angriffe auf ihn hätten an Schärfe gewonnen. So ließen die Einträge auf kreuz.net Rückschlüsse auf seinen Tagesablauf zu sowie auf die Zeiten, zu denen er als Lehrer in Erftstadt seine Schule betrete und wieder verlasse. „Die wollen sagen: Wir wissen, wo wir dich finden.“ Er fühle sich drangsaliert und eingeschüchtert. Inzwischen gehe er abends nur noch in Begleitung aus dem Haus. „Da muss doch nur mal einer komplett ausrasten“, so Berger.

Eine zivil- und strafrechtliche Verfolgung der kreuz.net-Verantwortlichen ist schwierig, weil sie anonym agieren und der von ihnen genutzte Server im Ausland steht.

http://www.ksta.de/html/artikel/1320943738520.shtml

Zuletzt geändert am 14­.11.2011