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Veröffentlicht am 26­.06.2014

26.6.2014 - Kipa

Vatikan-Insider: Starker Widerstand gegen Papst-Reformen

Bonn, 26.6.14 (Kipa) Der italienische Vatikanjournalist Marco Politi sieht starken Widerstand in der katholischen Hierarchie gegen Reformen von Papst Franziskus. Nicht nur im Vatikan, sondern auch bei Bischofskonferenzen und auf Ebene der Weltkirche gebe es Kräfte, die Änderungen bekämpften und eine Schwächung des Papsttums fürchteten, sagte der Buchautor am Donnerstag, 26. Juni, in einem Interview der Deutschen Welle in Bonn.

Daniel Anrig, Kommandant der Schweizergarde, mit Papst Franziskus (Bild: Oliver Sittel, 2014) In dieser Woche hatte der Vatikan-Insider, zunächst auf Italienisch, sein neuestes Buch vorgelegt: «Franziskus. Papst unter Wölfen». Vor zwei Jahren hatte Politi die Monographie «Benedikt. Krise eines Pontifikats» veröffentlicht.

Widerstand auf verschiedenen Ebenen

«Es gibt auch grossen Widerstand auf verschiedenen Ebenen. Widerstand etwa, wenn der Papst sagt, Frauen sollten in Schlüsselpositionen kommen und Entscheidungen treffen können», sagte Politi in dem Interview. «Es gibt Widerstände, wenn der Papst Transparenz in Geldangelegenheiten bringt.» Wenn Franziskus gegen solche Sachen anrede, «werden die Mafiamilieus nervös. Wölfe gibt es auch, wenn der Papst die Kirche demokratisieren will. Leute sagen dann, er vermindert die Rolle des Primates des Papstes und des römischen Pontifex.»

Nach Einschätzung von Politi will der Papst eine offene Debatte. Er setze grosse Hoffnungen in die Bischofssynoden als kleine Parlamente der Kirche. Leider herrsche in der Weltkirche und in den Bischofskonferenzen aber noch zu viel Passivität, kritisiert der Vatikan-Insider. «Die obere Hierarchie bezieht nicht offen Position. Stattdessen gibt es mittlerweile ein ganzes Netz von Websites, die aggressiv Stimmung gegen diesen Papst machen.»

Dennoch zuversichtlich

Politi zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die Reformen die Kirche verändern. «Wenn in den nächsten sieben Jahren zwei, drei solcher Synoden zusammenkommen, wenn die Bischofskonferenzen erleben, dass sie mitentscheiden können, dann wird die Revolution von Franziskus unumkehrbar.» Die Kurie würde dann nach Überzeugung des Buchautors eine ganz neue Funktion als «nützliches Werkzeug auch für die Bischöfe» übernehmen. «Das ist nicht einfach, immerhin hat sich die Kurie über die Jahrhunderte zu einer Art Oberkommando der Kirche entwickelt, das die Bischofskonferenzen regiert.» (kipa/kna/job)

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Zuletzt geändert am 26­.06.2014