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Veröffentlicht am 26­.02.2016

26.2.2916 - Paul Haverkamp in der NOZ

Zum Thema „Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs“

Paul Haverkamp, Lingen, schreibt:

Zum Thema „Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs“ bleibt festzuhalten, dass Missbrauchsopfer teils seit mehr als zehn Jahren auf das Ergebnisse innerkirchlicher Ermittlungen gegen ihre Peiniger warten. „Nicht nur die Dauer der Verfahren muss scharf kritisiert werden, sondern auch die fehlende Transparenz", sagt Johannes Heibel von der "Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen" über die Praxis der katholischen Kirche im letzten Jahr. „Selbst Opfern und Anwälten wird der Einblick verwehrt.", so Heibel. Laut Medienberichten aus dem letzten Jahr gibt es im Umfeld des Papstes mit dem chilenischen Bischof Juan Barros Madrid und dem australischen Kurienkardinal George Pell zwei Würdenträger, die in der Vergangenheit Missbrauchsfälle vertuscht haben sollen. Den Chilenen Juan Barros Madrid hatte Franziskus im März 2015 allen Vorwürfen und Protesten von Opferverbänden und Politikern zum Trotz überhaupt erst zum Bischof von Osorno ernannt. Den Australier George Pell machte er 2014 sogar zum Präfekten des neu geschaffenen Wirtschaftssekretariats im Vatikan und berief ihn auch nicht ab, als ein Jahr später ein Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission Pell wegen angeblicher Vertuschung von Straftaten als "unhaltbar für den Vatikan" bezeichnete.

Am 10. Januar 2015 nominierte Papst Franziskus den neuen Bischof von Osorno in Chile, Juan Barros, 59, einen Zögling von Fernando Karadima. 26 Jahre lang leitete der heute 85-jährige Karadima die Pfarrgemeinde im Nobelviertel El Bosque von Santiago und belobigte in seinen Predigten Chiles Ex-Diktator Augusto Pinochet. Aber vor allem missbrauchte er nachweislich Minderjährige und errichtete eine Schreckensherrschaft aus Selbstverherrlichung, Psychodruck und Vergewaltigung. Aus seinem Umfeld kommen nicht nur Dutzende Priester, sondern auch vier in Chile amtierende Bischöfe, darunter der jüngst von Franziskus berufene Barros. "Er war dabei, als Karadima mich berührte", sagt Juan Carlos Cruz, der nach seiner Aussage als 17-Jähriger eines von Karadimas Opfern im Priesterseminar war. "Er küsste Karadima. Ich sah, wie er abscheuliche Dinge tat." Erst 2011 wurde Karadima vom Vatikan als Priester suspendiert, strafrechtliche Ermittlungen verliefen im Sand, weil die Taten aus den 1980er Jahren verjährt waren. Der frühere Pfarrer lebt nun in aller Abgeschiedenheit. Juan Carlos Cruz sagt, er leide bis heute unter dessen Taten und sei noch immer in Therapie. "Ich habe Freunde, die sich umgebracht haben."

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Zuletzt geändert am 03­.03.2016