Aus einem Pfarrbrief zur Planung 2025
Liebe Bacherner und Rohrbacher, unser Bischof Konrad hat der Diözese eine Fastenkur besonderer Art verordnet, wie man aus der Zeitung erfahren konnte. Zwar gab es vorher schon Andeutungen in dieser Richtung, aber der einsame Beschluss des Bischofs ist erst jetzt erfolgt.
In Zukunft werden mehrere Pfarreiengemeinschaften zu Großpfarreien zusammengelegt, Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen aufgelöst. Mesner, Ministranten und Musiker vor Ort sind auch überflüssig, ebenso das örtliche Pfarrbüro. Zentralisierung heißt das Motto. Ferner sollen Wort-Gottes-Feiern am Sonntagvormittag verboten werden. Allein die Eucharistiefeier zählt, die wegen des Priestermangels an immer weniger Orten möglich sein wird. Dabei könnten Wortgottesdienste – zumal in Zeiten des verschärften Priestermangels – ein tiefes Erlebnis der Nähe Gottes und der dörflichen Gemeinschaft sein! Würde der Bischof die von Laien gestalteten und mitgestalteten Gottesdienste in unseren Gemeinden kennen, könnte er wohl nicht so abfällig über sie urteilen.
Damit missachtet der Bischof den seit dem 3. Jahrhundert geltenden Grundsatz: "Nichts ohne den Bischof – nichts ohne den Rat der Priester – nichts ohne Zustimmung des Volkes" (Bischof Cyprian von Karthago). Als Pastoraltheologe habe ich schwere Bedenken, weil fruchtbares kirchliches Land zur Steppe gemacht wird. Es gibt durchaus Alternativen, das Licht in den Dörfern nicht ausgehen zu lassen, auch wenn sich die kirchlichen Verhältnisse genauso wie alle anderen Lebensumstände weiterhin rasant ändern. Doch darf die Kirche nicht zu viel von den Menschen verlangen. Das lehrt die lange Erfahrung der Kirchengeschichte: Wird die Leine zu hoch gespannt, laufen die Leute drunter weg, das heißt, sie kümmern sich nicht um das Hindernis. Das scheint der Bischof nicht zu beachten.
Zwar könnte öffentlicher Widerstand von Priestern und Pfarreien dem Bischof Grenzen zeigen und einen gründlichen, öffentlichen Diskussionsprozess fordern. Doch ich fürchte, die meisten Katholiken werden sich verärgert oder lautlos zurückziehen, zumal immer mehr Menschen die Kirche ohnehin nicht mehr so wichtig ist. Und wenn auch in Zukunft Beten und Singen am Sonntagmorgen in der Bacherner Kirche nicht zu verbieten sind, lassen sich solche Initiativen von Laien nur schwer auf Dauer aufrecht erhalten, wenn sie nicht Wertschätzung, Weiterbildung und Begleitung erfahren. Selbstverständlich bin ich gerne weiterhin bereit, nach Kräften das kirchliche Leben in unserer Pfarreiengemeinschaft mitzutragen, erst recht in dieser durch die Entscheidung des Bischofs erschwerten Situation, um mit dem Seelsorgeteam und Ihnen allen die verbleibenden Möglichkeiten zu erkunden und neue Wege selbstständigen und selbstbewussten Christseins zu bahnen. Ich jedenfalls werde mich nicht resigniert zurückziehen, dafür ist mir an den Menschen in unserem Gebiet viel zu viel gelegen! Und das Kämpfen liegt mir ohnehin.
Ein Pfarrbrief ist zu kurz, dieser grundlegend veränderten Lage auch nur in etwa gerecht zu werden. Dazu müssen wir uns in der Pfarrei und Pfarreiengemeinschaft bald Gelegenheit und genügend Zeit zum Beten, Diskutieren und Planen nehmen. Der berechtigte Einwand, dass unsere Pfarreiengemeinschaft von der neuen Entwicklung im Augenblick nicht unmittelbar bedroht ist, weil wir das Priesterhaus in Ottmaring und die Pallottiner in Friedberg haben, entlastet nicht von der Verantwortung für die Zukunft des kirchlichen Lebens in unseren Dörfern. Was auch immer kommen mag, stärken wir uns gegenseitig im Glauben!
Ihr Pfarrer
Hanspeter Heinz
Zuletzt geändert am 21.02.2012