Umarmen ist auch eine Form, seinen Gegner niederzuringen. Für sie hat sich offenbar Augsbugs Bischof Walter Mixa entschlossen, um für die konservative Fraktion in der Deutschen Bischofskonferenz wieder die Lufthoheit zu erlangen. Der Streit um den priesterlichen Zölibat markiert nämlich sehr wohl einen Richtungskampf unter den katholischen Oberhirten... (Quelle: Augsburger Allgemeine, 22.02.2008)
Unser Kommentar
(ty) Auf den Prüfstand gebracht, ist die nach außen gerne und demonstrativ gezeigte Brüderlichkeit im deutschen Episkopat rasch aufgebraucht. Kaum war mit der Wahl des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch der Vorsitz in der Deutschen Bischofskonferenz gegen den konservativen Flügel entschieden, begannen erstaunlich schnell die ersten Fußtritte der Verlierer. So lässt Bischof Walter Mixa über seinen PR-Manager Dirk Hermann Voß im Augsburger Bistumsblatt dem nach 21 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt geschiedenen Karl Lehmann ausrichten:
"Die 'Ära Lehmann' war nicht selten durch Staatsnähe, Anlehnung an den Zeitgeist und eine stets spürbare Distanz zum römischen Zentrum der Katholischen Kirche geprägt: Eine Position, die vielen in jüngster Zeit neu ernannten Bischöfen zunehmend nicht mehr zeitgemäß erscheint".
Mit einer konzertierten Aktion überraschten die bayerischen Bischöfe Mixa (Augsburg), Müller (Regensburg) und Schraml (Passau) den früheren Münchner Erzbischof Friedrich Kardinal Wetter bei seinem Abschiedsgottesdienst und praktizierten dabei eine subtile Abart des Nachtretens: Sie schlugen die Einladung aus und blieben dem Hochamt fern.
Gleich am ersten Tag seiner Wahl ging der neue Konferenzvorsitzende die Konfliktfelder des Katholizismus an und benannte dabei den Zölibat als "Geschenk", erachtete ihn aber als "theologisch nicht notwendig" (was auch bis ins 11. Jahrhundert so verstanden wurde). Der heftige Fußtritt kam umgehend vom Regensburger Oberhirten. Er warf den Aussagen Zollitschs anspruchslose Oberflächlichkeit vor.
Die zutage getretene Brüskierung des DBK-Vorsitzenden zeigt, wie konfliktgeladen das Bischofskollegium agiert. Und "Rom"? Keine offizielle Stellungnahme. Radio Vatikan, das ansonsten recht mitteilsame Sprachrohr des Papstes, ist diesbezüglich seit einigen Tagen verstummt. Aus Verlegenheit über einen Betriebsunfall?