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Veröffentlicht am 31­.08.2008

Segel setzen

Die Vollversammlung des ZDK verabschiedet während des Katholikentages eine Forderung zur "Pastoral der Weite", die konservativen Bischöfen so viel Angst macht, dass erst einmal unklar bleibt, ob sich alle Bistümer dafür öffnen. ...
Aus der Feder der bischofsnahen ZdK-Vollversammlung sind solche Sätze einerseits revolutionär, andererseits eine Bedrohung für kirchliche Basisbewegungen, die über viele Jahre für sich reklamieren konnten an der Spitze der innovativen Bewegung zu stehen. Wenn schon das ZdK so denkt, was bleibt dann beispielsweise für die Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche zu tun? Will die Bewegung, die einst aus Protest gegen ungerechte Kirchenstrukturen entstand, mehr sein als ein Spielbälle liefernder Sidekick des Hauptmoderators der Erneuerungsbewegung? Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, eine innovative Idee »von unten« zu lancieren und stark zu machen. Allein auf neue Dekrete und Verbote aus Rom zu warten, um stante pede auf sie zu reagieren, wirkt nach innen und außen zunehmend ermüdend. (Quelle: Publik-Forum Nr. 11, 13. Juni 2008)

Unser Kommentar
(ty) In ihrem Beitrag "Segel setzen" macht Britta Baas ein neues Selbstbewusstsein der deutschen Katholiken aus. Seit dem Katholikentag in Osnabrück sei dies unübersehbar. Um es vorweg zu nehmen: Ihre angeführten Indizien für diesen Sachstand sind so schwach, dass nicht fehl geht, wer dahinter mehr Wunschdenken als Realitätssinn vermutet. Das genaue Hinsehen auf die immer zahlreicher werdenden Konfliktfelder der römisch-katholischen Kirche ist auch bei einer "Pastoral der Weite" notwendig. Theologische Gemeinplätze und politische Platitüden schaffen noch keine Kristallisationskeime aus denen innovatives, christliches Handeln erwächst.
Völlig aus dem Ruder gelaufen ist der Versuch, die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche gegen das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) auszuspielen. Das ZdK liegt fest vertäut am Dampfer der Deutschen Bischofskonferenz. Von daher sind weder "revolutionäre" Sätze noch eine "Bedrohung" für die kirchliche Basisbewegung zu registrieren. Der durchsichtig konstruierte Versuch der Autorin, ihr journalistisches Angebot durch Provokation zu verbessern, ist ebenso ungeeignet, wie mit Papierschiffchen - dem grafischen Aufmacher des Artikels - neue Ufer erreichen zu wollen.
Das unübersehbar neue Selbstbewusstsein der deutschen Katholiken artikulierte sich 1995 mit dem KirchenVolksBegehren, das gegen den entschiedenen Widerstand des deutschen Episkopats von über 1,8 Millionen Menschen unterzeichnet wurde. Auch nach 13 Jahren erweist sich die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche frisch und innovationsfreudig. Das überwältigende Interesse an ihren Veranstaltungen bei den Katholiken- und Kirchentagen sowie die große Resonanz bei den Medien stellen dies unter Beweis.

Zuletzt geändert am 31­.08.2008