Ihre Stimme hört sich mitgenommen an, als Maria Eichhorn gestern am Telefon über das berichtet, was ihr widerfahren ist. Die Regensburger CSU-Bundestagsabgeordnete ist "sehr enttäuscht und sehr, sehr traurig" über die katholische Kirche. Denn die Kirchenleitung hatte kurzerhand untersagt, dass die Regensburger Domspatzen bei den offiziellen Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag der Familienpolitikerin in gut zwei Wochen auftreten dürfen. In einigen Einladungen wurde anstelle von Präsenten um Spenden für Donum Vitae gebeten. Die Laienorganisation hat die Schwangerenkonfliktberatung übernommen, seit die katholische Kirche auf Geheiß Roms vor Jahren diese Tätigkeit aufgeben musste. Die Kirche steht Donum Vitae und deren Repräsentanten distanziert gegenüber. Seit Sonntag weiß Eichhorn, dass der weltberühmte Knabenchor ihr zum runden Geburtstag nicht vorsingen darf. Der "Fehler", der zum Eklat führte: Eichhorns Ehemann ließ für die offizielle Feier nach Darstellung der Politikerin noch einige Einladungen nachdrucken, weil sie nicht ausreichten - versehentlich mit dem für die Privatfeier vorgesehenen Spendenadressaten Donum Vitae. Eine dieser Karten landete bei der Regensburger Kirchenführung. Einen Rückzug vom Rückzug des berühmten Chores kam "auch nach Gesprächen" für die Bistumsleitung um Bischof Gerhard Ludwig Müller nicht in Frage. Maria Eichhorn will sich weiter für Donum Vitae einsetzen und auch für die Kulturstiftung der Regensburger Domspatzen, deren Vorsitzende die CSU-Bundestagsabgeordnete seit elf Jahren ist. In diesem Zeitraum seien für den Chor rund 400 000 Euro gesammelt worden.
(Quelle: Augsburger Allgemeine, 06.09.2008)
Unser Kommentar
(ty) Nach dem moralischen Debakel des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller in Riekhofen und der gerichtlichen Schlappe in zwei Instanzen gegen einen Leserbriefschreiber ist in der nachbardiözeslichen Zentralstelle für neu evangelisierendes Brauchtum (Herabsetzung, Bestrafung und Ausgrenzung "unbotmäßiger" Laien und Priester) offensichtlich neuer Tatendrang erwacht. Die mit Auftrittsverbot belegten Domspatzen sollten bei der offiziellen Geburtstagsfeier zu Ehren von Maria Eichhorn, CSU-Bundestagsabgeordnete und seit elf Jahren Vorsitzende der Kulturstiftung der Regensburger Domspatzen, ein Ständchen darbringen. Weil aber die Jubilarin zugleich stellvertretende Vorsitzende der Schwangerenberatung Donum Vitae in Bayern ist und auf ihrer Einladung zu einer privaten Feier statt Geschenke um eine Spende für Donum Vitae gebeten hat, sah sich das Regensburger Ordinariat außer Stande, den Knabenchor singen zu lassen. Mit dieser Kleingeistigkeit brüskiert die Diözesanleitung nicht nur eine engagierte Katholikin und Förderin des Chores, sondern nährt damit zugleich den Kirchenexodus, den die Amtsträger der römisch-katholischen Kirche immer so wortreich anprangern. Es bleibt zu hoffen, dass Christinnen und Christen mehr Größe zeigen und Donum Vitae ihre Unterstützung nicht versagen.