24.9.2007 - dpa
Ranke-Heinemann: Kirche durch Geheimhaltung mitschuldig
“Wer an die Öffentlichkeit geht, wird mit Lügenvorwürfen konfrontiert und exkommuniziert“, kritisierte Ranke-Heinemann am Montag in Essen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa und trug damit zur öffentlichen Diskussion über den Missbrauchs-Skandal im Bistum Regensburg bei. “Den Kindern hilft nie jemand“, sagte sie. Grundlage der Geheimhaltungspolitik sei ein Schreiben aus dem Jahr 2001 des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger und heutigen Papstes Benedikt XVI. an alle Bischöfe, sagte Ranke-Heinemann. Die Kirche beanspruche darin die “exklusive Kompetenz“ für die Aufklärung solcher Fälle. Schriftstücke staatlicher Behörden würden ungeöffnet zurückgeschickt. “Das behindert die Aufklärung auf Kosten der Opfer“, sagte die Professorin. Den kirchlichen Zusicherungen, dass wegen Missbrauchs vorbestrafte Priester nur noch an Stellen ohne Kontakt zu Kindern eingesetzt würden, sei schon wegen das eklatanten Priestermangels wenig Glauben zu schenken, sagte Ranke-Heinemann. “Da findet sich immer ein Gutachter, der den Mann nach einiger Zeit für geheilt erklärt“, sagte sie. Dann würden sie versetzt und machten genauso weiter - wie ja auch im bayrischen Fall. “Die Täter müssen viel konsequenter und in enger Zusammenarbeit mit dem Staat aus dem Verkehr gezogen werden.“
Gespräch: Rolf Schraa, dpa
Zuletzt geändert am 25.09.2007