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Veröffentlicht am 25­.09.2007

25.9.2007 - jesus.de

Kardinal Lehmann: Fortschritte beachten und Ökumene leben

(jesus.de / epd) - Zum Auftakt der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe hat Kardinal Karl Lehmann eine Zwischenbilanz zum Stand der Ökumene empfohlen. Vieles von dem, was in den letzten Jahrzehnten im evangelisch-katholischen Gespräch erreicht wurde, sei «in letzter Zeit aus mehreren Gründen nicht mehr präsent, vergessen und auch verdrängt worden», erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Mainzer Bischof am Montag in Fulda. Deswegen sei zu fragen, «ob wir nicht eine Zwischenbilanz vornehmen müssen über das, was schon erreicht ist.»

In seinem Eröffnungsvortrag ging Lehmann ausführlich auf das Dokument der päpstlichen Kongregation für die Glaubenslehre, «Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche», vom 10. Juli ein. Darin wird den evangelischen Kirchen der Status einer vollwertigen Kirche abgesprochen. «Es ist nicht angebracht, selbst notwendige Erinnerungen und Mahnungen verbindlicher Aussagen der Kirche, besonders im ökumenischen Gespräch, im Abstand von wenigen Jahren nur zu wiederholen», sagte Lehmann. Dies sei besonders missverständlich, wenn frühere Texte einseitig ausgewählt und weiterführende Überlegungen nicht einbezogen würden.

Zudem empfahl Lehmann, dass eine stärkere Kooperation zwischen der Glaubenskongregation und dem Päpstlichen Rat für die Förderung der Einheit der Christen notwendig sei, um weniger konflikthaltige Texte zu erhalten.

Angesichts der Einwände, die das Dokument in der evangelischen Kirche hervorgerufen hatte, sagte Kardinal Lehmann, die offenen Fragen seien schwieriger und die Ungeduld werde größer. Der eingeschlagene Weg des ökumenischen Gesprächs müsse jedoch fortgesetzt werden: «Eine 'Ökumene der Profile' darf ja auch nicht, wenn sie wirklich ökumenisch sein will, bei den Differenzen stehen bleiben», sagte Lehmann. Dies hindere nicht daran, für die eine oder andere Seite «unaufgebbare Einsichten» anzusprechen.

Die Kirchen-Volksbewegung «Wir sind Kirche» erklärte, Christen aller Konfessionen in Deutschland erwarteten von den Bischöfen gerade im Hinblick auf den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München ein klares Bekenntnis zur Ökumene.

Die traditionelle Bischofskonferenz hatte mit einem gemeinsamen Gebet am Grab des heiligen Bonifatius in Fulda begonnen. Im weiteren Verlauf wollen die Bischöfe auch über die Wiederzulassung der lateinischen Messe sowie die Europäische Ökumenische Versammlung von Anfang September im rumänischen Sibiu diskutieren. Weitere Themen der Tagung der 71 Bischöfe sind die Vorbereitung der Bischofssynode in Rom 2008, der Fortgang der Revision der Einheitsübersetzung der Bibel, sowie kirchliche Anliegen für die EU-Regierungskonferenz über den Verfassungsvertrag im Herbst 2007.

Zuletzt geändert am 25­.09.2007