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Veröffentlicht am 25­.09.2007

25.9.2007 - tagesschau.de

Druck auf Regensburger Bischof wächst

Missbrauchsaffäre Thema bei Bischofskonferenz

In Fulda hat die Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz begonnen. Das Treffen wird dominiert vom jüngsten Missbrauchsskandal im Bistum Regensburg. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, sagte, er wolle die Meinung der Geistlichen erfragen und am Freitag eine Stellungnahme der Geistlichen vorlegen. "Auf meine persönliche Stellungnahme kommt es nicht so an, mich interessiert, wie alle anderen das sehen", sagte Lehmann.

Die Bischofskonferenz könne allerdings nur empfehlen und nicht eingreifen. Jedes Bistum sei für den Umgang mit Missbrauchsfällen oder Sanktionen allein verantwortlich, erklärte Lehmann. Der Kardinal wies zudem darauf hin, dass die Vorgänge vor der Zeit des unter Druck geratenen Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller lägen und mahnte einen vorsichtigen Umgang mit dem Thema an. Mit einer Mahnwache auf den Treppen des Domplatzes protestierten Mitglieder der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" gegen eine Vertuschung von sexuellem Missbrauch.


Die Bewegung "Wir sind Kirche" wirft den Bischöfen Vertuschung vor.

Müller weist alle Schuld von sich

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen 39 Jahre alten Priester des Bistums Regensburg. Ihm wird vorgeworfen, mehrere Jungen sexuell missbraucht zu haben. Wegen einer solchen Straftat war der Geistliche bereits im Jahr 2000 rechtskräftig verurteilt worden. Trotzdem wurde der Mann vom Bistum Regensburg 2004 erneut in der Pfarrseelsorge eingesetzt, im Widerspruch zu den Leitlinien der Bischofskonferenz.

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller verteidigte erneut das Vorgehen seines Bistums. Die "ganze Gutachterlage" habe für den Pfarrer gesprochen, so dass einem Einsatz im pastoralen Dienst nichts im Wege gestanden habe. Der verdächtige Geistlichen sei als "geheilt" eingestuft worden. Müller sprach von tragischen Ereignissen und lehnte eigene personelle Konsequenzen ab. Er habe immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.

Kritik von Bischof an Amtskollegen

Müllers Fuldaer Amtskollege Heinz Josef Algermissen ging öffentlich auf Distanz. Der vorbestrafte Pfarrer hätte nicht erneut als Pfarrer mit Kontakt zu Kindern eingesetzt werden dürfen, sagte er im Bayrischen Rundfunk. Zwar habe jeder Mensch die Chance für einen Neuanfang verdiene, "nur der neue Anfang darf natürlich, wenn so etwas schon einmal passiert ist mit Kindern, nur jenseits von Kindern sein". Man müsse "für einen solchen Priester eine Aufgabe suchen, wo er kontrolliert wird und wo er nicht mehr in Berührung kommt mit Kindern". Bischof Müller wies das als unmöglich zurück: "Es gibt keine kinder- und jugendfreien Räume. Auch im Altersheim besuchen die Enkel ihre Oma und im Gefängnis kann man den Kindern der Angestellten begegnen."

Diskussion über Messen in lateinischer Sprache

Bei der Abhaltung von lateinischen Messen wird es für die 27 Bistümer keine einheitliche Regelung geben, wie Lehmann sagte. Die Bischofskonferenz werde zwar über einen zweiseitigen Text zu den Messen im tridentinischen Ritus diskutieren. Da die Lage in den Diözesen sehr unterschiedlich sei, könne man ein solches Bischofspapier nur als Leitplanken zur Abgrenzung verstehen, "mit einer großen Straße für die diözesane Vorgehensweise in der Mitte". Der Kardinal erklärte, man wolle das Angebot des Papstes an die Menschen nicht unterlaufen, aber die Nachfrage sei geringer als gedacht.

Zuletzt geändert am 25­.09.2007