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Veröffentlicht am 01­.02.2025

Kolumne für KIRCHE IN Februar 2025

Ausmisten und Entrümpeln

Anfang des Jahres ist ja immer ein guter Zeitraum für´s Entrümpeln. Es gibt verschiedene Methoden, die einen wählen als wichtigstes Kriterium „was brauche ich nicht mehr“, die anderen „was brauche ich noch“. Es ist oft schon schwer genug als einzelne Person die richtigen Entscheidungen zu treffen, ganz schwierig wird es, wenn mehrere Personen an einer solchen Aktion beteiligt sind. Dann beginnt ein Diskutieren und manchmal auch Streiten, das das ganze Vorhaben lahmlegen kann. Im besten Falle gibt es eine Schnittmenge an Dingen, die dann einen Haushalt tatsächlich verlassen.

Im Verlaufe der Jahrhunderte haben sich in unserer Kirche Schätze aber auch echte Staubfänger und Ladenhüter angesammelt. Am augenfälligsten sind dabei die Gewänder, die von Amts wegen und in der Liturgie getragen werden, man fühlt sich oft in einen Kostümfilm versetzt. Und  da sind z.B. die Auswirkungen des im Ersten Vatikanum begründeten heutigen Klerikalismus. Erfreulicherweise scheint das Entrümpeln im Rahmen der Weltsynode zumindest in manchen Ecken auf Anklang gestoßen zu sein, auch wenn das Dokument selbst sich gerne in Selbstreferenzen ergeht: Zu Beginn stellt das Abkürzungsverzeichnis alle zitierten  päpstlichen, episkopalen und konziliaren Schreiben vor, ein Literaturverzeichnis, das auf außerinstitutionelle Quellen hinweisen würde, sucht man vergebens. Immer wieder finden sich im Text auch Schnörkel, Quasten und Brokat, die wohl denen zu Gefallen darin Platz gefunden haben, die diese auch gerne an ihrem Ornat tragen. Manches klingt irgendwie so: „das können wir aber nicht weggeben, das haben meine Großeltern zur Hochzeit bekommen.“

Ja, noch kein einziges Stück ist tatsächlich entrümpelt worden, die Trennungsängste sind zu groß. Deutlich wird aber die Aufforderung und Mahnung, nicht alles beim Alten zu lassen, sondern in den Ortskirchen weiter zu arbeiten und den Transformationsprozess bewusst weiter zu führen. - Letztverantwortlich, wen wundert es, die „Hirten“, denen, wieder eine Reminiszenz, „durch die Bischofsweihe die Fülle des Weihesakramentes u?bertragen wird“ (Lumen Gentium 21). Die Abschnitte 69 bis 71 geben sich sehr viel Mühe, zum einen die Mitwirkung des Gottesvolkes und zum anderen die Letztverantwortung der Bischöfe zu verschwurbeln.

Ich finde, wir als Teil des Volkes Gottes, dem in diesem Dokument wirklich sehr viel zugetraut wird, sollten das nicht den Bischöfen überlassen. Das Entrümpeln fängt in unseren eigenen Köpfen an: Was brauchen wir? Was kann weg? Gibt es etwas was wir brauchen, das es aber in unserer Kirche noch nicht gibt? Auf geht’s! Und die Bischöfe? Dürfen gerne mitmachen.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland

 

 

 

 

Zuletzt geändert am 17­.01.2025