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Veröffentlicht am 30­.09.2007

30.9.2007 - Die Welt

Bischöfliche Langweiler

Leitartikel von Matthias Kamann

Das Schlimmste an der Katholischen Bischofskonferenz ist, dass sie einmal wieder nicht so schlimm war. Nachdem bei der Herbstversammlung der Bischöfe die schrillen Töne gedämpft wurden, zeigt sich am Ende der Woche, dass der Katholizismus in leeren Debatten-Ritualen gefangen ist.

Immer ist es dasselbe. Erst gehen Provokateure wie Kardinal Meisner, Bischof Mixa oder die Glaubenskongregation nach vorn, prangern "Gebärmaschinen" an, schwadronieren über Entartungen, sprechen Evangelischen das Kirchesein ab. Und dann werden sie von den Moderaten um Kardinal Lehman wieder eingefangen. Wobei jetzt zusätzlich der forsche Bischof Müller gebremst werden musste, der im Bistum Regensburg vergaß, dass Gemeinden weniger nach Ideologie und Hierarchie fragen als nach der Sicherheit ihrer Kinder vor pädophilen Priestern.

So dürfte es weitergehen. In den kommenden Monaten wird neuerlich einiges an skandalträchtigen Bischofsworten und römischen Dogmatisierungen zusammenkommen. Gleich am Abend nach Abschluss der Konferenz machte Bischof Mixa den Anfang, als er für eine Aufhebung der Trennung von Kirche und Staat zu plädieren schien und sich zur These verstieg, ein nicht christliches Europa könne der Islam zu Recht als Missionsgebiet betrachten. Und die nächste Vollversammlung wird das verschreckte Kirchenvolk wieder beruhigen. Die Trostlosigkeit dieses Rituals ist nicht dadurch zu überwinden, dass der Kampf zwischen Fundamentalisten und Gemäßigten von einer Seite entschieden wird. Denn beide verbindet ja die Fixierung auf politische Abstraktionen, die weit entfernt sind von der Praxis des Glaubens. Daher wird es höchste Zeit, dass die katholische Kirche Ernst macht mit den Predigten von der neuen Konzentration auf die Verehrung Gottes und auf die Bestärkung der Gläubigen. Sie speise das Kirchenvolk also nicht länger ab mit realitätsfernen Lobliedern auf den Status der immer weniger werdenden Priester, sondern eröffne klare Perspektiven, wie die unterversorgten Gemeinden durch gläubige Laien zusammengehalten werden können. Sie begreife auch die Lateinische Messe nicht als Skandalon, sondern als willkommenen Anlass, um endlich wieder über die erbarmungswürdig welke Liturgie in vielen Gemeinden nachzudenken. Bei der Konzentration auf Kirche und Gottesglauben statt auf ideologische Kontrahenten sollten die Bischöfe mit gutem Beispiel vorangehen.

Zuletzt geändert am 02­.10.2007