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Veröffentlicht am 12­.10.2007

12.10.2007 - Publik-Forum

Suche nach neuen Wegen. Niederländische Dominikaner attackieren den Priester-Zölibat

Sehenden Auges fahren der Papst und die Bischöfe ihre Kirche an die Wand. Denn Benedikt XVI. hält beinhart an einem biblisch nicht fundierten Kirchengesetz fest, dem aus dem Mittelalter stammenden Zwangszölibat für die römisch-katholischen Priester. Und die Bischöfe kuschen. Kaum ein Bischof wagt es, öffentlich den Zugang von Frauen und von Verheirateten zum Priesteramt zu fordern. Obwohl sie genau wissen, dass in ihren Diözesen in Südamerika, Europa und Asien schon jetzt oft mehrere zehntausend Katholiken auf einen Priester kommen. Die mit ihrem Geistlichen verbundene Gemeinde - Leitbild der Kirche - wird so zu einer Fata Morgana. Da viele Priester alt sind und der Nachwuchs ausbleibt, verschärft sich die Not der Gemeinden, die mangels Priester keine Eucharistie feiern können.

Die niederländischen Dominikaner schauen diesem Niedergang ihrer Kirche nicht tatenlos zu. In einer Aufsehen erregenden Studie Kirche und Amt gehen sie den Problemen theologisch auf den Grund. Sie analysieren die Lage in den Niederlanden. Diese ist ebenso von Priestermangel gekennzeichnet wie die Situation in Frankreich, der Schweiz oder in Deutschland. Ans Ende der 17-seitigen Studie stellen sie ein Plädoyer: »Mit Nachdruck plädieren wir dafür, dass unsere kirchlichen Gemeinden, vor allem die Pfarreien, in der heutigen vom Mangel an zölibatären Priestern gezeichneten Notsituation in kreativer Weise ihre theologisch verantwortete Freiheit ergreifen und erlangen, indem sie aus ihrer Mitte eigene Gemeindeleiter und Gemeindeleiterinnen oder ein Team von Leitenden wählen. Auf Grund der vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausdrücklich festgestellten Vorrangposition des Volkes Gottes vor der Hierarchie ist von den Diözesanbischöfen zu erwarten, dass sie in gutem Einvernehmen diese Wahl durch ihre Handauflegung bestätigen ... Wir plädieren dafür, dass die Pfarreien in diesen Angelegenheiten mit mehr Selbstvertrauen und Mut handeln.«

Die Reaktion: Eine Flut an Zuschriften, Diskussionen in den Medien und in den Gemeinden. Hollands Bischofskonferenz unter Kardinal Adrianus Simonis verurteilt das Plädoyer. Simonis lässt seine Drähte in den Vatikan spielen. Das weltweite Dominikanergeneralat in Rom untersagt daraufhin den niederländischen Dominikanern, am 22. September einen Studientag über ihr Plädoyer durchzuführen. Ben Vocking, Provinzialoberer der niederländischen Dominikaner, sagt dazu: »Einem solchen Ersuchen kann man sich nicht verweigern und das tun wir auch nicht. Wir haben jetzt die Bischöfe eingeladen, demnächst mit uns einen gemeinsamen Studientag anzuberaumen.«

Thomas Seiterich

Kontakt: www.wir-sind-kirche.de; Tel:08131-260250

Zuletzt geändert am 12­.10.2007