12.10.2007 - Publik-Forum
Suche nach neuen Wegen. Niederländische Dominikaner attackieren den Priester-Zölibat
Die niederländischen Dominikaner schauen diesem Niedergang ihrer Kirche nicht tatenlos zu. In einer Aufsehen erregenden Studie Kirche und Amt gehen sie den Problemen theologisch auf den Grund. Sie analysieren die Lage in den Niederlanden. Diese ist ebenso von Priestermangel gekennzeichnet wie die Situation in Frankreich, der Schweiz oder in Deutschland. Ans Ende der 17-seitigen Studie stellen sie ein Plädoyer: »Mit Nachdruck plädieren wir dafür, dass unsere kirchlichen Gemeinden, vor allem die Pfarreien, in der heutigen vom Mangel an zölibatären Priestern gezeichneten Notsituation in kreativer Weise ihre theologisch verantwortete Freiheit ergreifen und erlangen, indem sie aus ihrer Mitte eigene Gemeindeleiter und Gemeindeleiterinnen oder ein Team von Leitenden wählen. Auf Grund der vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausdrücklich festgestellten Vorrangposition des Volkes Gottes vor der Hierarchie ist von den Diözesanbischöfen zu erwarten, dass sie in gutem Einvernehmen diese Wahl durch ihre Handauflegung bestätigen ... Wir plädieren dafür, dass die Pfarreien in diesen Angelegenheiten mit mehr Selbstvertrauen und Mut handeln.«
Die Reaktion: Eine Flut an Zuschriften, Diskussionen in den Medien und in den Gemeinden. Hollands Bischofskonferenz unter Kardinal Adrianus Simonis verurteilt das Plädoyer. Simonis lässt seine Drähte in den Vatikan spielen. Das weltweite Dominikanergeneralat in Rom untersagt daraufhin den niederländischen Dominikanern, am 22. September einen Studientag über ihr Plädoyer durchzuführen. Ben Vocking, Provinzialoberer der niederländischen Dominikaner, sagt dazu: »Einem solchen Ersuchen kann man sich nicht verweigern und das tun wir auch nicht. Wir haben jetzt die Bischöfe eingeladen, demnächst mit uns einen gemeinsamen Studientag anzuberaumen.«
Thomas Seiterich
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Zuletzt geändert am 12.10.2007