9.10.2025 - katholisch.de
Deutsche Kirchenvertreter angetan von neuem Papst-Lehrschreiben
Berlin/Bonn ‐ In seinem mit Spannung erwarteten ersten Lehrschreiben übernimmt Papst Leo XIV. zentrale Anliegen seines Vorgängers Franziskus. Das Echo der Kirchenvertreter in Deutschland fällt dabei positiv aus.
Das erste offizielle Lehrschreiben von Papst Leo XIV. kommt bei Katholiken in Deutschland gut an. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, äußerte sich am Donnerstag anerkennend: "Er macht mit diesem Dokument deutlich, dass er den von seinem Vorgänger eingeschlagenen Weg der Kirche einer verstärkten Zuwendung hin zu den Armen und Benachteiligten weitergeht." Der Limburger Bischof hofft auf eine intensive Rezeption und breite Beachtung inner- und außerhalb der Kirche.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, reagierte ebenfalls angetan. Leo XIV. spreche mit seinem Lehrschreiben ein großes "Ja" zu einer aktiven Rolle der Kirche in der Welt. Er finde "starke und bewegende Worte, um die schreiende Ungerechtigkeit des herrschenden Wirtschafts- und Sozialsystems anzuklagen". Die religiösen, politischen und ökologischen Initiativen seines Vorgängers Franziskus seien ihm offenbar sehr wichtig: Wer keine Machtressourcen habe, wer Ungerechtigkeit ausgesetzt sei, gar Willkür und Gewalt, müsse auf die Kirche zählen können.
Papst übernimmt Kapitalismuskritik des Vorgängers
In seinem am Donnerstag veröffentlichten Lehrschreiben hält Leo XIV. an der Kapitalismuskritik von Franziskus fest. Der aus den USA stammende Papst übernimmt darin ausdrücklich die von der Kirche in Lateinamerika seit langem geforderte "Option für die Armen". Zugleich verwirft er die Idee, dass eine komplett freie Marktwirtschaft die Probleme von Armut und Ungerechtigkeit überwinden könne. Leo übernimmt auch einen der provokantesten Sätze seines Vorgängers und betont, es sei notwendig, weiter die "Diktatur einer Wirtschaft, die tötet", anzuprangern.
"Papst Leo schärft das Programm für sein Pontifikat", resümierte ZdK-Chefin Stetter-Karp. "Ich erwarte, dass er damit sehr konkret auch jene Hälfte der Menschheit stärken wird, die in der Kirche noch immer auf Gleichberechtigung wartet: die Frauen", betonte die Präsidentin des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus. Positiv fiel auch das Fazit der katholischen Gruppierung "Wir sind Kirche" aus. "Papst Leo setzt damit den missionarischen Kurs von Papst Franziskus in eindrücklicher Weise fort", hieß es in einer Stellungnahme der reformorientierten Organisation. Es sei sehr zu begrüßen, dass er das Handeln für und mit den Armen jeglicher Couleur als zentrale Botschaft des christlichen Glaubens festige.
In ihrer Arbeit bestärkt fühlt sich nicht zuletzt die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa. Indem Leo die Botschaften des Evangeliums mit der Lebenswirklichkeit der Armen in Beziehung setze, ermutige er mit Nachdruck zu einer Haltung der Nächstenliebe, der praktizierten Caritas und Barmherzigkeit, erklärte sie. Dabei werde deutlich, dass sich die Ermutigung nicht auf individuelle Zuwendung zu den Armen beschränke: "Es braucht Strukturen der Armutsbekämpfung, geeignete politische Rahmenbedingungen und institutionelle Antworten, die verhindern, dass Armut sich verfestigt und ausweitet." (KNA)
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Zuletzt geändert am 10.10.2025