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Veröffentlicht am 25­.10.2007

25.10.2007 - ad-hoc-news.de

Ein Protestant beim Papst

Becksteins erste Auslandsreise geht nach Rom - Privataudienz bei Benedikt XVI. - «Ein wichtiges Signal»

--Von ddp-Korrespondent Petr Jerabek--

Der erste Weg führt nach Rom: Zweieinhalb Wochen nach seiner Wahl zum bayerischen Ministerpräsidenten bricht Günther Beckstein (CSU) am Freitagabend zu seiner ersten Auslandsreise auf. Höhepunkt ist am Samstag eine Privataudienz bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan.

München (ddp-bay). Der erste Weg führt nach Rom: Zweieinhalb Wochen nach seiner Wahl zum bayerischen Ministerpräsidenten bricht Günther Beckstein (CSU) am Freitagabend zu seiner ersten Auslandsreise auf. Höhepunkt ist am Samstag eine Privataudienz bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan.

Es ist eine für Bayern außerordentliche Konstellation: Benedikt XVI. ist der erste bayerische Papst seit fast einem Jahrtausend, Beckstein der erste protestantische Ministerpräsident des Freistaats in der Nachkriegszeit. Dass es damit das erste Treffen eines bayerischen Papstes und eines evangelischen bayerischen Regenten sein wird, ist klar, ohne dass man dafür Geschichtsbücher wälzen müsste - zur Zeit des Pontifikats von Papst Viktor II. von 1055 bis 1057 stand die Reformation noch mehr als viereinhalb Jahrhunderte aus.

Während man im Erzbischöflichen Ordinariat München kein großes Aufheben um die Beckstein-Reise zum Papst machen und sich nicht näher dazu äußern will, spricht der Ministerpräsident selbst von einem «wichtigen Signal». Als erster evangelischer Ministerpräsident im Freistaat nach dem Krieg wolle er der katholischen Kirche, aber auch den Gläubigen signalisieren, «dass ich große Hochachtung und Respekt vor ihrem Glauben habe», sagte der CSU-Politiker kürzlich.

Beckstein ist der evangelischen Kirche sehr verbunden: «Ich bin in meiner Jugend als Mitglied beim CVJM sehr stark von meinem Glauben geprägt worden und bin seither immer kirchlich aktiv gewesen, habe meine Frau im Kirchenvorstand kennengelernt, bin selbst mehrere Jahre Mitglied der Landessynode.» Für Bayern sei es aber ein «Segen», eine «sehr große katholische Volkskirche» zu haben. Das habe den Freistaat vor «manchen Irrungen und Wirrungen» bewahrt.

Der Ministerpräsident wird zusammen mit seiner Frau Marga am Freitagabend auf dem Flughafen Rom-Fiumicino vom deutschen Botschafter beim Heiligen Stuhl, Hans-Henning Horstmann, begrüßt. Einstimmen auf die Privataudienz bei Benedikt XVI. am Samstag um 11.00 Uhr kann sich Beckstein am Morgen bei einem Gottesdienst für deutsche Pilger mit dem Münchner Kardinal Friedrich Wetter im Petersdom. Am Nachmittag wartet auf den CSU-Politiker noch eine Privatführung durch die Basilika. Um 18.00 Uhr besucht er ein Konzert des Symphonieorchesters und des Chors des Bayerischen Rundfunks zu Ehren des Papstes. Am Sonntag kehrt Beckstein nach München zurück.

Reisen des bayerischen Ministerpräsidenten zum Papst haben dank mehrerer Besuche Edmund Stoibers (CSU) in Rom mittlerweile fast schon Tradition. Becksteins Amtsvorgänger war innerhalb von zwei Jahren gleich dreimal in der Ewigen Stadt: Er reiste im April 2005 zur Amtseinführung des Papstes, wurde unmittelbar nach seinem umstrittenen Verzicht auf einen Wechsel ins Bundeskabinett Anfang November 2005 von Benedikt zu einer Privataudienz empfangen und nutzte schließlich den 80. Geburtstag des Kirchenoberhaupts zu einem erneuten Rom-Besuch.

Beckstein kennt den Papst noch aus dessen Zeit als Erzbischof von München und Freising und schätzt ihn «außerordentlich», wie er sagt. «Es ist ein Glücksfall für uns in Bayern, dass ein Bayer Papst geworden ist.» Der katholischen Reformbewegung «Wir sind Kirche» scheint diese Begeisterung des Protestanten Beckstein für ihr Kirchenoberhaupt nicht ganz geheuer zu sein. In einem Brief forderte sie ihn am Donnerstag auf, «als Mitglied einer reformatorischen Kirche nicht nur die Kirchenhierarchie, sondern auch das Kirchenvolk im Blick» zu haben.

ddp/pje/muc

Zuletzt geändert am 25­.10.2007