14.9.2006 - Deutschlandfunk
Papst spricht Priestern Mut zu
Papst Benedikt XVI. hat den Priestermangel als eine Belastung für die katholischen Geistlichen bezeichnet. Die Lasten seien schwerer geworden für die Priester, die manchmal mehrere Pfarreien betreuen müssten, sagte der Papst im Freisinger Dom zum Abschluss seiner sechstägigen Reise durch Bayern. In freier Rede sprach er den Priestern und Diakonen Mut zu.
Die Priester sollten die Messe nicht als Pflicht, sondern als Freiraum begreifen, in dem sie die Gegenwart des Herrn spüren könnten, sagte der Pontifex. Zugleich warnte er Priester und Diakone vor blindem Aktionismus und rief sie zu einem intensiven Gebetsleben auf. Dabei wich er komplett von der vorbereiteten Predigt ab und ging in seiner frei gehaltenen Ansprache auf die Probleme der Seelsorger ein.
Benedikt XVI. räumte ein, dass die Zahl der Priester in Deutschland geringer geworden sei und viele von ihnen zwei, drei oder vier Gemeinden betreuen müssten. Dies könne entmutigend sein, und es bestehe die Gefahr des Ausbrennens. Patentrezepte habe er für diese Situation keine, er empfehle jedoch ein Miteinander von Eifer und Demut.
Zugleich warnte der Papst aber auch vor einem Machbarkeitsdenken bei Priesterberufungen. "Berufungen müssen von Gott kommen. Wir können nicht einfach Leute rekrutieren", sagte er. 1951 war der Papst im Freisinger Marien-Dom geimeinsam mit seinem Bruder Georg Ratzinger zum Priester geweiht worden. Später war er als Erzbischof von München und Freising selbst dort tätig. Seine Fahrt zum Freisinger Domberg hatten nach Angaben der Polizei 50.000 Menschen an der Straße verfolgt.
Kirchenkritiker äußern sich enttäuscht
Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" äußerte sich enttäuscht über den Papstbesuch in Bayern. Benedikt XVI. habe zu drängenden Problemen wie der Beteiligung der Laien in der Kirche, den Priestermangel und der Rolle der Frauen zu wenig gesagt. Auch gebe es keinen Fortschritt in der Ökumene, sagte Weisner im Deutschlandfunk.
Eine kritische Bilanz zog auch der Tübinger Theologe Hans Küng. Er habe von Benedikt XVI. jegliche reformerische Signale vermisst, sagte Küng. Nur mit Aufrufen für mehr Priester werde man die Lage in der Seelsorge nicht verbessern.
Der bayerische Ministerpräsident Stoiber äußerte sich dagegen zufrieden mit dem Besuch des Papstes in seiner alten Heimat. "Benedikt XVI. verbindet Heimatliebe und Treue zur Heimat mit einer universalen Botschaft. Und das ist etwas, das den Menschen tief unter die Haut geht", sagte Stoiber.
In einer kurzen Ansprache vor seinem Abflug vom Münchner Flughafen dankte Papst Benedikt XVI. den Menschen in seiner Heimat mit bewegenden Worten für den herzlichen Empfang. "Unauslöschlich trage ich in meinem Herzen den bewegenden Eindruck, den die Begeisterung und die starke Religiosität der großen Massen und Gläubigen in mir ausgelöst hat", sagte er. Er bleibe den Menschen in Bayern "im Herzen immer tief verbunden".
Zuletzt geändert am 04.11.2007