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Veröffentlicht am 22­.09.2007

22.9.2007 - dieGesellschafter.de

Der unbelehrbare Bischof von Regensburg

Sigrid Grabmeier, stellvertretende Vorsitzende bei »Wir sind Kirche«-Regensburg

Kindesmissbrauch im Bistum Regensburg: Sigrid Grabmeier kommentiert den »Regensburger Bischof im Kreuzfeuer«, der mit seinem eigenwilligen Amtsverständnis für Unmut unter Bayerns Katholiken sorgt. Ihm wird vorgeworfen, dass er sexuelle Übergriffe eines Priesters an einem Ministranten verschleiert haben soll. Wie DIE WELT berichtet, sitzt dieser Priester inzwischen wegen mehrfachen sexuellen Missbrauchs eines minderjährigen Ministranten in Untersuchungshaft. Der heute 39-Jährige ist jedoch schon im Jahr 2000 wegen sexuellen Missbrauchs an einem Jungen mit einer Bewährungsstrafe belegt worden. »Genau das hatte das Ordinariat der Riekofener Gemeinde jedoch bis August verschwiegen, obwohl K. schon seit 2004 dort Pfarrer war. Erst als aus der Bevölkerung erneut Hinweise auf sexuelle Übergriffe bekannt wurden, meldete sich die Bistumsleitung zu Wort«. Empörung löst aus, dass sich Bischof Gerhard Ludwig Müller bislang nicht entschuldigte, und darüber hinaus seinen Besuch in der betroffenen Gemeinde Riekofen abgesagt hat mit der Begründung, sein geplanter öffentlicher Auftritt sei von »äußeren Einflussnahmen überlagert«.

Was macht mich so wütend und traurig zugleich an dieser Geschichte, die sich in meinem Bistum Regensburg abspielt? Nicht nur das Leugnen, dass die Leitlinien nicht befolgt wurden, nicht nur das Verschanzen hinter einem Gutachten und einem Urteil. Nicht nur das Verstecken hinter Ordinariatsmauern. Es ist die Unfähigkeit sich den betroffenen Menschen zuzuwenden und es ist vor allem die Unbelehrbarkeit. die es zulässt, dass so etwas wieder geschehen kann. Im Jahr 2003 wurde ein Priester des gleichen Bistums nach 2 Verhandlungstagen zu drei Jahren Haft wegen sexuellen Missbrauchs in 45 Fällen verurteilt. Keiner der Verantwortlichen aus der Bistumsleitung war gekommen. Keiner hat also den Appell des Verteidigers beim Schlussplädoyer an das Ordinariat gehört: bei künftigen Verdachtsfällen solle es früher einschreiten und sich seiner Verantwortung bewusst sein.

Ohne eine verbindliche Regelung, wie in den deutschen Diözesen mit sexueller Gewalt umgegangen werden muss, geht es also anscheinend nicht. Die deutsche Bischofskonferenz ist deshalb aufgefordert, ihren Leitlinien von 2002 einen verpflichtenden Charakter zu geben und gemeinsam die Umsetzung dieser Leitlinien zu verfolgen.

Über Sigrid Grabmeier
Sigrid Grabmeier, Jahrgang 1962, ist seit 2001 im Bundesteam der KirchenVolksBewegung mit Schwerpunkt Demokratische und synodale Strukturen in der Kirche, Gemeinde, Vernetzung. Die stellvertretende Vorsitzende bei »Wir sind Kirche«-Regensburg ist verheiratet, hat 3 Kinder und bezeichnet sich als »Familienfrau«.

URL: http://diegesellschafter.de/tagebuch/eintrag.php?eid=587

Zuletzt geändert am 05­.11.2007