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Veröffentlicht am 25­.10.2007

29.10.2007 - Main-Post

"Leidensdruck nicht groß genug"

Bundesversammlung der Reformbewegung "Wir sind Kirche"

SCHWARZACH (san/lby) Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche" hat bei ihrer 22. Bundesversammlung mehr Laienmitbestimmung verlangt. Auch bei Bischofsernennungen sollten Priester und Gläubige im jeweiligen Bistum Mitspracherechte haben, sagte „Wir-sind-Kirche"-Sprecher und Vorstandsmitglied Christian Weisner am Sonntag zum Abschluss der Versammlung in Münsterschwarzach (Lkr. Kitzingen). Auch beim Zölibat müsse sich die Kirche angesichts des Priestermangels bewegen.

Die Delegierten aus ganz Deutschland befassten sich bei dem dreitägigen Treffen unter dem Leitthema „Gelebte Freiheit" ferner mit den Vorbereitungen auf den Katholikentag 2008 in Osnabrück und den 2. Okumenischen Kirchentag 2010 in München. Zudem wurde der sechsköpfige Vorstand neu gewählt.

Die derzeitigen Strukturen der katholischen Kirche seien vom Kirchenvolk nur noch mit Heldenmut zu ertragen, referierte der schweizerische Theologe und TV-Moderator Erwin Koller vor den Teilnehmern an der Bundesversammlung. Unter dem früheren Papst Johannes Paul II. habe es Wahrheit nur als autoritative Antwort gegeben, und solche Strukturen würden zunehmend als Joch empfunden.

Die Antwort sei die Abstimmung der Gläubigen mit den Füßen. Dabei gebe es auch eine Autorität der Freiheit, die aus Fragen spricht. Die Forderung nach Freiheit auch in der katholischen Kirche sei keine „Diktatur des Relativismus", wie der derzeitige Papst Benedikt XVI. meine. Diese Freiheit dürfe sich aber auch nicht in bloßer Kritik erschöpfen, mahnte er. Vielmehr sollten die Kritiker aus „der Tiefe der Quellen" schöpfen, was Koller mit Zitaten aus den Paulusbriefen, in denen „die Freiheit des Christenmenschen" beschrieben wird, tat.

Warum die „anhaltende Winterstarre" in der Kirche nicht noch negativere Folgen habe, beantwortete Koller mit dem Verweis darauf, dass der „Leidensdruck nicht groß genug sei", weil Katholiken sich ja in der Praxis nicht mehr an die Vorschriften halten müssten. Dennoch sei die innerkirchliche Dialogverweigerung „eine Form der Gewalt."

Der Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche" in Österreich, Hans Peter Hurka aus Wien, hob die Wichtigkeit der internationalen Vernetzung hervor. Die nächste Bundesversammlung von „Wir sind Kirche" soll vom 28. bis 30. März 2008 in Bielefeld stattfinden, das Thema wird „Sexualität in christlicher Verantwortung" sein.

Zuletzt geändert am 05­.11.2007