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Veröffentlicht am 30­.11.2007

30.11.2007 - morgenweb.de

Papst-Enzyklika betont Bedeutung der Hoffnung

Rom (dpa) - Papst Benedikt XVI. hat in seiner zweiten Enzyklika dem technischen Fortschrittsglauben und materialistischen Weltanschauungen eine deutliche Absage erteilt. Den Weg aus der Sinnleere der heutigen Welt weise einzig die christliche Hoffnung.

Das betont Joseph Ratzinger in dem am Freitag in Rom veröffentlichten Lehrschreiben "Spe salvi" (Gerettet durch Hoffnung). "Eine Welt ohne Gott ist eine Welt ohne Hoffnung." Der Mensch brauche Gott. "Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen", sondern die Liebe. Die Vernunft müsse sich öffnen für "die rettenden Kräfte des Glaubens", für die Unterscheidung von Gut und Böse, schreibt das katholische Kirchenoberhaupt zwei Tage vor dem ersten Advent.

Das in der offiziellen Version 80 Seiten lange Dokument wendet sich gegen Ideologien, Wissenschaft, Politik und Fortschrittsglauben als Ersatz für christliche Hoffnung auf das ewige Leben. "Wir alle sind Zeugen geworden, wie Fortschritt in den falschen Händen zum grausamen Fortschritt im Bösen werden kann und geworden ist", erklärt Benedikt. Der deutsche Papst erinnert die Christen an "die große Hoffnung, die alles andere überschreiten muss" - und diese Hoffnung sei Gott.

In seiner Abrechnung mit Ideologien geht der Papst vor allem mit Karl Marx hart ins Gericht: "Er hat vergessen, dass der Mensch immer ein Mensch bleibt. Er hat den Menschen vergessen, und er hat seine Freiheit vergessen." Auch dem Renaissance-Philosophen Francis Bacon wirft Benedikt einen schwerwiegenden Irrtum vor: Bacon und "die ihm folgende Strömung der Neuzeit irrten, wenn sie glaubten, der Mensch werde durch die Wissenschaft erlöst." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, würdigte die neue Enzyklika als "großes und eindrucksvolles Dokument des katholischen und weithin auch des christlichen Verständnisses über die Hoffnung".

"Anmaßend und von innen her unwahr" ist nach den Worten des Papstes der Anspruch, die Menschheit selbst könne und müsse nun das tun, "was kein Gott tut und tun kann". Aus einem solchen "Protest gegen Gott angesichts der Leiden dieser Welt" folgten die größten Grausamkeiten und Zerstörungen des Rechts: "Eine Welt, die sich selbst Gerechtigkeit schaffen muss, ist eine Welt ohne Hoffnung." Gerade derzeit zeige sich aber wieder, "dass da keine positive Weltgestaltung gedeihen kann, wo die Seelen verwildern".

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" bezeichnete die zweite Enzyklika Benedikts als "eindrucksvolles Dokument", fragte aber gleichzeitig, welche konkreten Hoffnungen sie für die Ökumene bringen könne. Der Papst hatte vor zwei Jahren seine erste Enzyklika "Deus Caritas Est" dem Thema der Liebe gewidmet.

Die Hoffnung auf das ewige Leben sei für viele heute gar nicht mehr erstrebenswert, schreibt Benedikt in dem neuen Dokument weiter: "Weiterleben scheint eher Verdammnis als ein Geschenk zu sein." Dem hält der Papst entgegen, dass Ewigkeit jedoch keineswegs eine "Abfolge von Kalendertagen" sei, sondern vielmehr der Augenblick der Erfüllung: "Es wäre der Augenblick des Eintauchens in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt", bringt er die christliche Hoffnung auf den Punkt. Die Gegenwart, "auch mühsame Gegenwart", könne gelebt und angenommen werden, "wenn sie auf ein Ziel zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiss sein können".

Zuletzt geändert am 01­.12.2007