28.10.2007 - KNA
Kirchenpsychologe Müller warnt vor Null-Toleranz-Politik
Wenn einer etwas getan habe, was nicht mit dem Priestertum vereinbar sei, werde er aus dem Klerikerstand entfernt, sagte der Bischof. Die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz sehen vor, dass ein Täter nach Verbüßung seiner Strafe nicht mehr in einem Bereich eingesetzt wird, der ihn mit Kindern und Jugendlichen in Verbindung bringt. Wunibald Müller unterstrich, dass gerade nach dem sogenannten "Fall Riekofen" die Bischöfe ihre Leitlinien konkretisieren müssten. "Sonst interveniert Rom und dann droht die Null-Toleranz-Politik."
Gegen den seit Ende August in Untersuchungshaft sitzenden ehemaligen Pfarrer der niederbayerischen Gemeinde Riekofen wird ermittelt, weil er einen Ministranten missbraucht haben soll. Im Jahr 2000 war er bereits mit einem Strafbefehl wegen des Missbrauchs eines Ministranten belegt worden. Während der dreijährigen Bewährungsfrist machte er eine Therapie und wurde von der Diözese als Seelsorger in einem Altenheim eingesetzt.
Wunibald Müller, der Leiter des Recollectio-Hauses ist, wies Kritik des Regensburger Ordinariats an seinen Aussagen zu dem Fall zurück. Diese beruhe auf einem Missverständnis, da er nicht von der als strukturell unabänderbar geltenden pädophilen Fixierung, sondern nur von pädophilem Verhalten gesprochen habe. Er habe auch keine Ferndiagnose gestellt, so Müller.
Generell sei es wichtig, dass nur junge Männer mit einem positiven Verhältnis zur eigenen Sexualität zu Priestern geweiht werden dürften, erklärte der Theologe und Psychotherapeut weiter. Viele Regenten und Spirituale hätten dies mittlerweile erkannt. Es habe in den vergangenen 15 Jahren bei den Verantwortlichen eine "Bewusstseinsänderung" gegeben, so Müller. Auch bei Priestern in beruflichen Krisen würden Personalchefs inzwischen rechtzeitig intervenieren und ihnen Hilfe vermitteln. Im Recollectio-Haus werden Priester und Ordensleute in Lebenskrisen begleitet.
woe/twi
Zuletzt geändert am 18.12.2007