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Veröffentlicht am 14­.01.2008

14.1.2008 - Donaukurier

Umstrittenste "Kampftruppe der Kirche"

Ingolstadt (peh) Auf ein außerordentlich großes Interesse stieß gestern der Vortrag des Autors Peter Hertel über das Opus Dei unter Papst Benedikt XVI. Die vielen Zuhörer mussten in den Hauptraum des Gasthofs Anker ausweichen. Veranstalter waren die katholische Leserinitiative Publik und die Eichstätter Diözesangruppe von "Wir sind Kirche".

Hertel hat bereits mehrere Bücher über Opus Dei herausgegeben. Seine Kenntnisse bezieht der Autor nach eigenen Angaben auch aus Gesprächen mit Ex-Mitgliedern sowie aus Kopien von internen, geheimen Papieren. Allerdings könne er "kein umfassendes Bild", sondern lediglich eine "Außenansicht" bieten. In Deutschland soll Opus Dei zwischen 600 und 1500 Mitglieder haben. In der Diözese Eichstätt hat Opus Dei – soweit bekannt – keinen Stützpunkt.

Wie Hertel betonte, sei der religiöse Ansatz von Opus Dei, im Alltag und in der Arbeit nach christlichen Grundsätzen zu leben, durchaus zu begrüßen. Seine Kritik richte sich gegen die Methoden dieser "umstrittensten katholischen Organisation", der Hertel eine "militärische Denkweise" bescheinigt. Kritiker werfen Opus Dei eine "Hierarchie des Wissens", Geheimniskrämerei, Indoktrinierung Minderjähriger, unmoralisches Geschäftsgebaren und ein Selbstverständnis als "Kampftruppe der Kirche" vor.

Als Kardinal soll Josef Ratzinger in den 80er Jahren dem Opus Dei noch kritisch gegenüber gestanden sein. Ab den 90er Jahren habe sich dies aber gewandelt. Der jetzige Papst, dessen Wahl von Opus Dei unterstützt worden sein soll, sei Ehrendoktor einer Hochschule von Opus Dei, besuche deren Kongresse und habe mehrere Mitglieder zu Bischöfen ernannt. Sein Privatsekretär Georg Gänswein hatte einen Lehrauftrag an einer Opus Dei zugehörigen Uni. Den Grund für den Sinneswandel vermutet Hertel in der Treue der Organisation zur Hierarchie in der katholischen Kirche.

Von Bernhard Pehl

Zuletzt geändert am 14­.01.2008