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Veröffentlicht am 12­.02.2008

12.2.2008 - www.netzeitung.de

Zollitsch bekennt sich zu Lehmanns Linie

Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz Zollitsch will den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Ökumene legen. Er gilt als liberal und in manchen Positionen eher nicht auf der römischen Linie.

Nach seiner Wahl zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, hat der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch versprochen, die Arbeit seines Vorgängers Kardinal Karl Lehmann fortzusetzen. Er werde sich darum zu bemühen, Brücken zu bauen und Konsens herzustellen. Insbesondere die Ökumene liege ihm dabei am Herzen.

Dass beide christlichen Kirchen «gemeinsam Zeugnis abgeben», sei für die Zukunft extrem wichtig. Hier sei sein Bistum im Badischen bereits sehr weit, sagte Zollitsch. Er wurde im dritten Wahlgang mit der einfachen Mehrheit der 69 Stimmberechtigten gewählt, nachdem er in den beiden vorangegangenen Wahlgänge nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht hatte.

Der als liberal geltende Oberhirte ist in manchen Positionen wie etwa der Frage des Zölibats, das er als nicht zwingend betrachtet, eher nicht auf römischer Linie. Auch in dieser Hinsicht verbindet den neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz viel mit dem ebenfalls eher als gemäßigt und liberal geltenden Vorgänger. «Wir sind uns theologisch und menschlich so nah, dass es schwer sein wird, Unterschiede zu erkennen», sagte Zollitsch über sein Verhältnis zu seinem Vorgänger Lehmann.

Zollitsch für sechs Jahre gewählt

Lehmann stand fast 21 Jahre lang an der Spitze der mehr als 25 Millionen deutschen Katholiken. Eine solch lange Frist ist bei Zollitsch schon aus Altersgründen nicht möglich. Der für sechs Jahre gewählte 69-Jährige wäre schon bei der turnusgemäß anstehenden Wiederwahl 75 Jahre alt. In diesem Alter reichen die meisten Bischöfe beim Papst den Rücktritt ein. Es gilt daher als denkbar, dass der mitfavorisierte Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx (54), bei der nächsten Wahl des Vorsitzenden zum Zuge kommt.

«Ich glaube, dass Marx in sechs Jahren gewählt wird», sagte der Münchner Weihbischof Engelbert Siebler nach der Wahl in Würzburg. Viele der Mitbrüder hätten signalisiert, dass sie Marx zunächst Zeit für eine Einarbeitung in seine neuen Ämter in Bayern geben wollten. Er hatte erst Anfang Februar das Amt des Erzbischofs in München und damit auch den Vorsitz der bayerischen Bischofskonferenz von Kardinal Friedrich Wetter übernommen.

«Kein Generationenwechsel, aber eine gute Wahl»

Die katholische Kirchenreformbewegung «Wir sind Kirche» begrüßte die Wahl Zollitschs als gutes Signal für die Ökumene. «Dies ist noch kein Generationenwechsel, aber ich denke, die Bischöfe haben eine gute Wahl getroffen», sagte Bundessprecher Christian Weisner am Dienstag in Würzburg.


Die Wahl des Freiburger Erzbischofs stieß auch außerhalb der katholischen Kirche auf ein positives Echo. Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Ulrich Fischer, würdigte ihn als «Brückenbauer und verlässlichen Partner“. In seiner Amtszeit habe Zollitsch zusammen mit der badischen Landeskirche zahlreiche ökumenische Akzente wie den konfessionell kooperativen Religionsunterricht im Südwesten gesetzt.

Zentralrat der Muslime hofft auf Hilfe bei der Integration

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) erhofft sich von Zollitsch Unterstützung bei der Integration von Muslimen. «Wir hoffen, dass er uns hilft, zum Abbau von Vorurteilen und Ängsten beizutragen», sagte der ZMD-Vorsitzende Ayyub Axel Köhler.Das Verhältnis zwischen ZMD und Bischofskonferenz sei in der Vergangenheit stets von gegenseitigem Respekt und sachlichem Dialog geprägt gewesen. Bei dringenden gesellschaftlichen Fragen sollten Muslime und katholische Kirche «in einem Dialog der Tat» zusammenarbeiten. Als Beispiele nannte er Themen wie Armut und Gewalt gegen Kinder.

Auch zahlreiche Politiker gratulierten Zollitsch. Er übernehme eine schwere Aufgabe, „die gerade in Zeiten der hitzigen Diskussionen über die bioethischen Grundsatzfragen wie Stammzellforschung und Patientenverfügungen sowie den gestiegenen Schwierigkeiten im interreligiösen Dialog eine große Verantwortung birgt“, so der kirchenpolitische Sprecher von Bündnis90/ Die Grünen, Josef Winkler.

Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck betonte: „Die Menschen erwarten von der katholischen Kirche Orientierung in den gesellschaftlichen und ethischen Fragen der Gegenwart.“ Zollitschs Wort werde großes Gewicht in der Öffentlichkeit haben. Die Kirchenbeauftragte der Unions-Fraktion im Bundestag, Ingrid Fischbach, drückte ihre Hoffnung auf Kontinuität aus. „Wir hoffen, dass er den eingeschlagenen Weg von Kardinal Lehmann beibehält und den integrativen Kurs weiterführt“, so Fischbach. (nz/AP/dpa/epd)

Zuletzt geändert am 12­.02.2008