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Veröffentlicht am 14­.02.2008

13.2.2008 - Leipziger Volkszeitung

Generationswechsel in Bischofskonferenz vertagt

Zufriedenheit über Wahl des Freiburgers Robert Zollitsch

Würzburg/Leipzig. Weißer Rauch wurde im Würzburger Kloster Himmelspforten nach der Wahl nicht gesichtet. Dennoch legte sich am Vormittag so etwas wie spannungsgeladene Konklave-Atmosphäre über das Klostergelände. Noch zum Frühstück gab es unter den 69 Bischöfen und Weihbischöfen letzte Andeutungen und versteckte Hinweise, wer aus ihrer Mitte den Vorsitz der Bischofskonferenz übernehmen sollte. Absprachen und offizielle Bewerbungen sind wie bei der Papstwahl verboten. Dennoch war klar, dass es auf einen Zweikampf zwischen dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und seinem neuen Münchner Amtskollegen Reinhard Marx hinausläuft. Letzterer galt als Favorit, stand der 54-jährige Konservative doch für den Generationswechsel und für eine engere Bindung an Rom und Papst Benedikt XVI. Doch zuletzt ließ der scheidende Kardinal Karl Lehmann durchblicken, dass der ihm vertraute Pragmatiker Zollitsch ein genehmer Amtsnachfolger wäre. Zollitsch hat den Wettbewerb mit Marx gesucht und offenbar dank seines stillen Wesens gewonnen. Von seiner Zurückhaltung, Bescheidenheit und menschlich gewinnenden Art schwärmen seine Bischofskollegen. Drei Wahlgänge lieferten sich Zollitsch und Marx in ihrem Duell der ungleichen Kandidaten. Hätte Marx erst danach gewonnen, hätte er sich als geschwächt bezeichnen lassen müssen. Bei Zollitsch ist dies anders: Er ist schon 69 Jahre alt und wird damit nur eine Amtszeit absolvieren. Sein Auftrag ist so zu verstehen: Er soll einen Übergang von der mehr als 20-jährigen Ära Lehmann zu einem dann ebenfalls längerfristigen Vorsitzenden – der weiterhin Marx heißen kann – organisieren. Der neue Vorsitzende macht keinen Hehl daraus, dass er grundsätzlich nicht viel anders machen möchte als sein Vorgänger. „Ich sehe meine Aufgabe in Kontinuität.“ Seine Bischofskollegen hätten offensichtlich sein Bemühen verstanden, „Brücken zu bauen, Konsens herzustellen“, sagt Zollitsch. Zu seinem Widersacher Marx sieht er keinen Bruch. „Ich helfe Dir mit“, habe der neben ihm sitzende Marx spontan nach dem entscheidenden Wahlgang gesagt. Dennoch zeigt man sich bei der Kirchenreformbewegung „Wir sind Kirche“ über die Nicht-Wahl des Hardliners Marx durchaus erleichtert. Dies sei ein „richtiges Signal“ für den Kurs der Kirche, sagt Sprecherin Sigrid Grabmeier. „Mit Bischof Zollitsch bekommen wir einen klugen Moderator und engagierten Vermittler an der Spitze der Bischofskonferenz.“ Der Generationswechsel sei zwar damit vertagt. „Doch sogenannte Übergangslösungen haben den Vorteil, dass sie in einer eng begrenzten Zeit Impulse setzen können.“ Möglicherweise könne Zollitsch auch ein Motor zur verbesserten Ökumene sein. „Er kann durchaus mit modernen Ideen umgehen.“

Olaf Majer

Zuletzt geändert am 14­.02.2008