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Veröffentlicht am 13­.02.2008

13.2.2008 - Nordwest-Zeitung

Zollitsch bezieht klar Stellung

Thema: Wahl der Bischofskonferenz

Von Rasmus Buchsteiner

Frage: Wofür steht Robert Zollitsch, der neue Mann an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz?

Weisner: Ein Generationswechsel ist der Übergang von Kardinal Lehmann zu Erzbischof Zollitsch sicherlich nicht. Aber es ist eine gute Wahl. Die Bischöfe setzen auf Kontinuität. Uns hat besonders erfreut, dass Herr Zollitsch gleich in seiner ersten Reaktion nach der Wahl die Bedeutung der Ökumene herausgehoben hat. Wir setzen darauf, dass er den für die Katholiken und die Kirche in Deutschland insgesamt sehr guten Kurs von Kardinal Lehmann weiterführen wird.

Frage: Was sind die größten Herausforderungen für den neuen Vorsitzenden?

Weisner: Erzbischof Zollitsch hat lange Zeit den Verband der Diözesen geleitet, der für die gemeinsame Finanzierung der katholischen Kirche in Deutschland verantwortlich ist. Er hat deshalb große Erfahrung in Finanz-, Personal- und Organisationsfragen. Anders als die Mehrzahl der Bischöfe bezieht Zollitsch klar Stellung, wenn es um den Priesterberuf geht. Zum Beispiel hat er zu Recht hinterfragt, inwieweit der Pflichtzölibat noch zeitgemäß ist. Es geht ja nicht um das bloße Festhalten an einem Kirchengesetz des 11. Jahrhunderts, sondern um die Eucharistiefähigkeit der Gemeinden. Vielerorts in Deutschland fehlen Priester. Darauf müssen die Bischöfe eine Antwort finden.

Frage: Wird sich mit Zollitsch das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den deutschen Bischöfen verändern?

Weisner: Er wird die Loyalität gegenüber dem Vatikan zu wahren wissen – auch bei strittigen Fragen. Entscheidend ist, dass die deutschen Bischöfe gemeinsam und geschlossen ihre Anliegen in Rom vertreten. Noch zaghafter als in der letzten Zeit dürfen sie dabei nicht werden. Was die öffentliche Debatte betrifft, wünsche ich mir für die Zukunft etwas mehr Zurückhaltung. Die Kirche sollte mit starker Stimme sprechen, aber nicht der Talkshow-Politik verfallen. Wenn Erzbischof Zollitsch da weitermacht, wo Kardinal Lehmann aufgehört hat, ist er auf dem richtigen Weg.

Christian Weisner (56) gehört zum Bundesteam der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“. Der Stadt- und Verkehrsplaner lebt in München.

Zuletzt geändert am 22­.02.2008