20.2.2008 - Hannoversche Allgemeine
Zollitsch spricht für viele
von Michael B. Berger
Hannover. Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat mit seinen Äußerungen zum Zölibat eine lebhafte innerkatholische Debatte ausgelöst. Christian Weisner von "Wir sind Kirche" bezeichnete es als "befreiend", dass der Freiburger Erzbischof ein Problem angesprochen habe, dass vielen Priestern "auf der Seele brennt". "Der Vorsitzende der Bischofskonferenz spricht mit seinen differenzierten Betrachtungen nicht nur für sich, sondern aus der Mitte der Kirche", sagte Reformkatholik Weisner dieser Zeitung. Die Kritik, die ihm von konservativen Amtsbrüdern entgegenschalle, sei in Stil und Inhalt "ungehörig": "Jetzt dürfen die anderen moderaten Bischöfe Erzbischof Zollitsch nicht im Regen stehen lassen."
Zollitsch hatte in einem Interview den Zölibat als "großes Geschenk" bezeichnet. Allerdings sei die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit theologisch nicht notwendig. Gleich nach Erscheinen des Interviews war Zollitsch vom Regensburger Bischof Gerhard Müller in ungewöhnlich schroffer Form kritisiert worden: "In einem schnellen Interview konnte zum Thema Priestertum und Zölibat nicht alles so differenziert gesagt werden, wie es theologischen Ansprüchen genügt", rügte Müller über die Bistumspressestelle in Regensburg. Von einer Aufhebung des Zölibtas brauche niemand auszugehen - "weder jetzt noch in Zukunft". Das Netzwerk katholischer Priester warf Zollitsch gestern vor, sich missverständlich geäußert zu haben. Reformkatholik Weisner rechnet hingegen Zollitsch hoch an, dass er nichts von Denkverboten hält: "Es ist gut, dass es in der Kirche immer wieder Rufer in der Wüste gibt - und über Maßnahmen gegen den Priestermangel müssen wir weltweit debattieren."
Zuletzt geändert am 22.02.2008