| |
Veröffentlicht am 25­.02.2008

25.2.2008 - Augsburger Allgemeine

Der Heilige Geist weht ganz ohne Erlaubnis

Theologie: Kirchenrechtierin ermutigt die Laien

Kaum haben sich die Katholiken daran gewöhnt, zu ihrer Kirche „wir alle" zu sagen, kehrt sich der Trend schon wieder um. Bischöfe und Vatikan bedrängen die Laien, Funktionen im Schwangerenberatungsverein „Donum Vitae" niederzulegen, und in Regensburg schafft der Ortsbischof kurzerhand seinen Diözesanrat der Katholiken ab. Für die Regensburger Kirchenrechtlerin Prof. Sabine Demel werfen beide Fälle grundsätzliche Fragen auf, die sie in den Augsburger Theologie-Gesprächen am Samstag kritisch würdigte.

Auch das kann kirchlich sein, was gegen den Willen eines Bischofs erfolgt, meinte Demel. Auszugehen ist nämlich von der Gleichheit aller Getauften. „Die kirchliche Hierarchie ist Teil der Gemeinschaft und steht nicht über ihr", holte die Referentin die Bischöfe vom Sockel. In dieser Gemeinschaft gilt jedes Handeln als vom Heiligen Geist gewirkt.

„Die Schlussfolgerung, Donum Vitae sei außerhalb der Kirche angesiedelt, ist rechtlich fragwürdig", leitete Prof. Demel daraus ab. Der Christ, so fuhr sie fort, könne seine Berufung gar nicht außerhalb der Kirche wahrnehmen. Donum Vitae sagt, der Verein handle nicht im Namen und Auftrag der Kirche und auch ohne kirchenamtliche Anerkennung, wohl aber aus christlicher Verantwortung.

Die Kirchenrechtlerin ging noch weiter. Christsein heiße wesentlich, vom Geist Gottes umgetrieben zu sein und sich auf Neues einzulassen. „Der geistliche Mensch wird immer nach dem besseren Recht Ausschau halten und das bestehende Recht unter dem Aspekt der Gerechtigkeit Gottes prüfen", erklärte Demel. So fordere das kirchliche Gesetzbuch, Gehorsam im Bewusstsein der eigenen Verantwortung zu leisten.

„Wenn der eine, gemeinsame Geist in der Kirche weht, kann es nicht einseitige Korrektur seitens des Weiheamtes geben, sondern nur gegenseitige", wies sie die Bischöfe in die Grenzen des Rechts. Sonst seien sie im Extremfall geisthemmend und geisttötend tätig. Schon 1958, als die katholische Kirche sich noch als ständisch gegliederte Gesellschaft unter Leitung der Kleriker verstand, hatte Karl Rahner gesagt, ein Leben des Geistes rege sich, „bevor es in den Ministerien der Kirche geplant worden ist". (loi)

Zuletzt geändert am 25­.02.2008