24. Januar 2006 - Pforzheimer Nachrichten
Kurzinterview zur Enzyklika "Deus Caritas est"
1 Was erwarten Sie vom Papst in Sachen Liebe?
Das Thema Liebe ist für die christliche Kirche nach der Leibfeindlichkeit der Vergangenheit ein sehr schwieriges Thema. Diese Enzyklika wird dies nicht ungeschehen machen können. Wenn es ihr aber gelingt, eine positivere Einstellung zur menschlichen Sexualität zu öffnen, wäre das ein guter Schritt.
2 Erwarten Sie eine Öffnung beim Thema Homosexualität?
Die Kirche bewegt sich da sehr, sehr langsam. Wenn kürzlich in einem päpstlichen Schreiben Homosexuelle nicht grundsätzlich vom Priesteramt ausgeschlossen wurden, mag das schon ein kleiner Fortschritt sein.
3 Die Kirchenvolksbewegung war wenig begeistert, als die Wahl auf Josef Ratzinger fiel. Was halten Sie inzwischen von ihm?
Benedikt XVI. hat immer noch nicht deutlich gemacht, was Richtung und Schwerpunkt seiner Amtszeit sein werden. Wenn aus dem Glaubenswächter jetzt ein Hirte würde, der statt Ge- und Verboten mehr die Liebe und das Vergeben in den Mittelpunkt rücken würde, sähe ich das als einen wertvollen Schritt für die katholische Kirche an. Denn das Christentum hat eine "Frohe Botschaft" zu verkünden.
Zuletzt geändert am 06.05.2006