6.3.2008 - Orf.religion.at
„Wir sind Kirche“ (Österreich) kritisiert „Dialogverweigerung“ der Kirchenleitung
Insgesamt haben Aktivisten der Plattform während des Papstbesuches rund 10.000 Postkarten verteilt, auf denen die Menschen ihre Wünsche an Benedikt XVI. mitteilen konnten. 352 Empfänger haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Hauptanliegen
Am häufigsten wurde die Aufhebung des Pflichtzölibats gefordert (43 Prozent der Antworten). An zweiter Stelle (31 Prozent) folgte die Frauenordination. 57 Prozent der Einsendungen sprachen sich generell für Reformen und Dialog in der römisch-katholischen Kirche aus.
Dialogverweigerung der Bischöfe
Die Stellungnahmen seien bereits in anonymisierter Form an Papst Benedikt XVI. gesendet worden, teilte der Vorsitzende von „Wir sind Kirche“ bei der Pressekonferenz mit. Ein für heute vereinbarter Termin beim Apostolischen Nuntius sei kurzfristig verschoben worden. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, habe hingegen mitteilen lassen, dass „eine Audienz nicht möglich“ sein werde. Hurka bezeichnete den Kardinal deshalb als „Dialogverweigerer“.
Forderungen mit Kirchenvolks-Begehren identisch
Die stellvertretende Vorsitzende der Plattform, Martha Heizer, wies darauf hin, dass die Themen der Antwortkarten weitgehend identisch mit den Forderungen des Kirchenvolks-Begehrens vor 12 Jahren seien. Für Heizer bedeutet dies: „Die Nicht-Beantwortung der Reformanliegen des Kirchenvolks-Begehrens, das völlige Schweigen, der Totstell-Effekt der Leitung hat nicht den von ihr erwünschten Erfolg: Menschen in der Kirche hören nicht auf, die Forderungen nach Erneuerung laut und deutlich zu stellen. Im Gegenteil, der Zorn über die fehlende Auseinandersetzung erreicht immer mehr Kreise“. Und Heizer formulierte drastisch: „Es ist wie ein Geschwür: wird es nicht behandelt, wächst es weiter und macht immer kränker. ‚Vatikanische Lepra’ – ohne Therapie verliert man immer mehr Glieder“.
Zuletzt geändert am 06.03.2008