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Veröffentlicht am 13­.03.2008

13.3.2008 - ddp

Diözese wegen Missbrauchsskandals unter Druck

Nach der Verurteilung des ehemaligen Pfarrers von Riekofen wegen Kindesmissbrauchs ist die Debatte um eine mögliche Mitschuld des Bistums Regensburg neu entbrannt. Das Regensburger Landgericht machte der Kirche am Donnerstag schwere Vorwürfe.

Aktuelle Nachrichten - Regensburg (ddp-bay). Nach der Verurteilung des ehemaligen Pfarrers von Riekofen wegen Kindesmissbrauchs ist die Debatte um eine mögliche Mitschuld des Bistums Regensburg neu entbrannt. Das Regensburger Landgericht machte der Kirche am Donnerstag schwere Vorwürfe. Obwohl das Bistum von der noch laufenden Bewährungsstrafe des Mannes für den Missbrauch von zwei Buben gewusst habe, sei der Mann bereits 2001 wieder in der gemeindlichen Seelsorge eingesetzt worden, sagte der Vorsitzende Richter Karl Iglhaut im Prozess gegen den Pädophilen.

Dadurch habe der Geistliche nicht nur gegen die Bewährungsauflagen verstoßen. Das Bistum Regensburg habe den Mann zudem in eine «Versuchungssituation» gebracht, kritisierte Iglhaut. Er verglich dies mit einer Bank, die jemanden anstellen würde, der «wegen Untreue oder Unterschlagung vorbestraft ist». Die Kirche habe zwar einen Dekan beauftragt, er sollte «ein Auge haben» auf den Pfarrer. Das sei aber nicht ausreichend geschehen.

Der frühere Pfarrer von Riekofen wurde vom Landgericht am Donnerstag zu drei Jahren Haft in einer psychiatrischen Klinik mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt, weil er sich ab Ende 2003 in 22 Fällen an einem Ministranten vergangen hatte. Der Geistliche war 2000 wegen des Missbrauchs von Kindern als Kaplan im niederbayerischen Viechtach schon zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Die Bewegung «Wir sind Kirche» appellierte am Donnerstag an die Diözese, die Verantwortung für den Missbrauchsskandal zu übernehmen und sich zu entschuldigen. Sigrid Grabmeier vom «Wir sind Kirche»-Bundesteam kritisierte, es stehe nach wie vor das Eingeständnis der Diözese aus, «dass man Fehler gemacht hat».

Bischof Gerhard Ludwig Müller habe sein Krisenmanagement an den berühmten drei Affen ausgerichtet: «Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören.» Es gehe ihr nicht darum, allein den Bischof zu attackieren, aber: «Ich sehe eine Letztverantwortung beim Leiter des Bistums, und das ist Bischof Müller.»


Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs wies den Vorwurf einer Mitschuld entschieden zurück und bezeichnete Bischof Müller als Opfer einer «beispiellosen, bundesweiten Diffamierungskampagne». Fuchs kritisierte, «interessierte Kreise am Rande und außerhalb der Kirche» instrumentalisierten den Fall und wollten «Bischof Gerhard Ludwig Müller eine moralische und juristische Mitschuld unterstellen». Dabei würden «die Fakten auf den Kopf gestellt».

Der Übergriff des Geistlichen in Viechtach 1999 und der anschließende Strafbefehl datierten aus der Zeit vor dem Amtsantritt Müllers im November 2002, betonte Fuchs. Die dreijährige Bewährungszeit des Geistlichen sei zu dem Zeitpunkt fast abgelaufen gewesen. Der Generalvikar verwies darauf, dass das Regensburger Amtsgericht alle Einschränkungen für einen seelsorglichen Einsatz des Priesters mit dem Ende der Bewährung aufgehoben und ein Therapeut für einen allgemeinen, seelsorglichen Einsatz «keine Bedenken» gesehen habe.

Zuletzt geändert am 14­.03.2008