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Veröffentlicht am 21­.03.2008

21.3.2008 - ddp

Marx warnt Kirche vor überholten Strukturen

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx warnt die katholische Kirche vor einem Verharren in alten Strukturen, «die nicht zukunftsfähig sind und erst recht kein Signal zum Aufbruch vermitteln». In der Gesellschaft gebe es einem «epochalen Wandel» hin zu der persönlichen Freiheit und der Wahlmöglichkeit des Einzelnen.

München (ddp-bay). Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx warnt die katholische Kirche vor einem Verharren in alten Strukturen, «die nicht zukunftsfähig sind und erst recht kein Signal zum Aufbruch vermitteln». In der Gesellschaft gebe es einem «epochalen Wandel» hin zu der persönlichen Freiheit und der Wahlmöglichkeit des Einzelnen. «Immer weniger kann man davon ausgehen, dass ganze Gesellschaften von einer bestimmten Kultur auf Dauer geprägt werden können», schreibt Marx in einem am Donnerstag veröffentlichten Osterbrief an die in seinem Erzbistum tätigen Priester und Kirchenmitarbeiter. Die Kirche müsse sich deshalb «neu aufstellen». Es gehöre zur Würde des Menschen, «auch seine Religion zu wählen und zu wechseln». Dies sei «nicht etwas Abzulehnendes», betonte der Erzbischof.

Die kirchenpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, Ulrike Gote, sagte: «Es freut mich sehr, dass der Erzbischof die Situation der Kirche so treffend analysiert.» Marx löse sich wohltuend vom Alleinvertretungsanspruch der Kirche, wie er von Papst Benedikt XVI. so offensiv verfochten werde. Mit seiner Herangehensweise sei der Erzbischof «auch weiter als die Politik der Staatsregierung, die uns immer auf das christliche Abendland verpflichten will». Der neue Münchner Oberhirte habe in seiner Osterbotschaft den richtigen Ton getroffen.

Marx sagte, wer in der «scheinbaren christlichen Selbstverständlichkeit unserer Gesellschaft» steckenbleibe, könne «das Neue natürlich nur als eine Bedrohung und als eine Entwicklung zum Negativen hin« sehen. Er sei aber nicht dieser Ansicht. In so einer Situation komme es darauf an, «Kirche neu anziehend und einladend zu machen», fügte der Erzbischof hinzu. Derzeit sei die Situation geprägt von abnehmenden Kirchenbesuchen und einer sinkenden Zahl von Priestern und Ordensleuten. Marx mahnte: «Es muss erfahrbar werden: Wer glaubt, hat mehr vom Leben. Das ist eine ganz neue Herausforderung für die Kirche, die sie in unserem Land erst langsam versteht.»

Die Laienbewegung «Wir sind Kirche» kritisierte, für die Beteiligung von Nicht-Geistlichen am kirchlichen Dienst sei Marx ein Rückschritt. «Man darf sich vom ansprechenden Ton nicht täuschen lassen», warnte Sprecher Edgar Büttner. Marx setze weiterhin allein auf Pfarrer als Leiter der Kirchengemeinden. Notfalls würden eben Gemeinden zusammengelegt, um mit der Priesternot zurechtzukommen. Marx´ Vorgänger Kardinal Friedrich Wetter habe es noch zugelassen, dass in einigen Pfarrverbänden ein Priester sich die Leitung mit einem «Pfarrbeauftragten» teilt.

Die von Marx angekündigte Änderung sei ohne grundlegende Reformen nicht sinnvoll, sagte Büttner: «Solange nicht über die Zugangsbedingungen zum priesterlichen Dienstamt öffentlich nachgedacht werden kann, sprich Zölibat, sakramentaler Diakonat der Frauen und schließlich die Priesterweihe von Frauen, solange sollte man fairerweise nicht von Strukturveränderungen sprechen.»


(ddp)

Zuletzt geändert am 22­.03.2008