| |
Veröffentlicht am 24­.09.2007

24.9.2007 - hessenschau

Kommt die lateinische Messe?

Bei der Herbstkonferenz der katholischen Bischöfe in Fulda geht es unter anderem auch um die Wiedereinführung der lateinischen Messe. Wird in hessischen Kirchen demnächst die traditionelle Liturgie gefeiert?

Es gab viel Unsicherheit in den katholischen Gemeinden in Hessen als der Papst-Erlass zur lateinischen Messe im Juli bekannt wurde. Was würde das konkret bedeuten? Würde der Pfarrer in Zukunft den Gläubigen wieder den Rücken zukehren und tatsächlich Latein reden?

Nein, nichts von all dem. Papst Benedikt XVI. hatte in dem apostolischen Schreiben nur angeordnet, dass die traditionelle lateinische Messe gefeiert werden solle, wenn dies „eine Gruppe von Gläubigen“ in der Gemeinde wünsche. Und die meisten Gemeindepfarrer in Hessen haben schon klar gemacht, dass sie nichts ändern wollen. Die lateinische Messe war eine Sache von wenigen und wird es in Hessen wohl auch bleiben.

Herbstkonferenz in Fulda

Bei der Herbstkonferenz geht auch um den ökumenischen Prozess, besonders auch um den mit der orthodoxen Kirche. Nicht auf dem Plan aber vermutlich Thema, ist ein Skandal um einen Pfarrer aus Bayern. Der Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, hatte einen wegen Kindes-Missbrauch vorbestraften Geistlichen in einer Pfarrgemeinde eingesetzt. Dort gab es nun neue Missbrauchsvorwürfe.

Drei Kirchen feiern lateinische Messe

Derzeit gibt es drei Kirchen in ganz Hessen, in denen einmal die Woche die traditionelle Liturgie gefeiert wird. Sie liegen in Fulda, Wiesbaden und Frankfurt. In Fulda kommen regelmäßig etwa 50 Personen zusammen. In Wiesbaden rund 30, in Frankfurt zwischen 50 und 80. Für diese Messen brauchte man früher ein Bischofsdekret, also eine Erlaubnis des Ortsbischofs. Das fällt jetzt weg.

Um nicht als direkte Konkurrenten zu erscheinen, waren die lateinischen Messen auf einen Wochentag gelegt worden. Nun mit dem Rückenwind des päpstlichen Erlasses aus Rom wünschen sich die Frankfurter Traditionschristen auch einen Sonntagstermin. In Fulda wanderte die Messe bereits vom Freitag auf einen Sonntag.

Algermissen: "Würden uns ins Fleisch schneiden"

Von Stürmen neuer Interessenten berichtet keines der drei hessischen Bistümer. Allerdings plant das Bistum Mainz das Angebot auszuweiten. Bisher hatte Kardinal Lehmann, der kein Freund alter Messen ist, nur eine Ausnahme genehmigt. Nun sollen ausgewählte Pfarrer, die lateinische Messe auch in Mainz und Gießen anbieten. Der Kampf um die alte Messe war stets ein Hauptanliegen der eines Teils der so genannten Traditionalisten in der katholischen Kirche.

Diese lehnen allerdings nicht nur die neue Messe ab, sondern auch die ganze Ökumene und den Dialog mit den anderen Religionen. Deshalb will die Bischofskonferenz sich darauf verständigen, dass nur solche Priester die Messe im alten Ritus feiern dürfen, die fest auf dem Boden des 2. Vatikanischen Reformkonzils stehen. Der Fuldaer Bischof Heinz-Josef Algermissen will wie die Mehrheit der deutschen Bischöfe nicht den Rückweg ins Mittelalter. „Wir würden uns selbst tief ins Fleisch schneiden, wenn wir das zuließen, dass das Konzil in Frage gestellt wird".

Kirchenvolksbewegung warnt vor Spaltung

Unterdessen hat die Kirchenvolksbewegung vor einer Spaltung innerhalb vieler Gemeinden und Bistümer gewarnt. Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI die alte lateinische Messe wieder zuzulassen, bewertete sie als "gefährlichen Versuch aus Rom, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) in Frage zu stellen". Die Bischöfe werden aufgerufen, sich zur Liturgiereform des Konzils zu bekennen.


http://www.hr-online.de

Zuletzt geändert am 07­.04.2008