28.4.2008 - glaubeaktuell
Zollitsch: Priestermangel erfordert stärkeren Einsatz von Laien
(Freiburg/dpa) - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, möchte angesichts des zunehmenden Priestermangels Laien stärker in die Seelsorge einbinden. «Der Priestermangel fordert uns heraus und ist auch als eine Chance für die Seelsorge zu verstehen», sagte der Freiburger Erzbischof in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Bedeutung von Diakonen, Ordensleuten, Pastoral- und Gemeindereferenten, Religionslehrern und Ehrenamtlichen werde zunehmen. Die seelsorgliche Begleitung müsse in zahlreiche Hände gegeben werden.
«Das kirchliche Leben hat sich in der Vergangenheit sehr auf den Priester konzentriert. Das ist nicht der Weg, der in der Zukunft alleine trägt», sagte Zollitsch. Der Priestermangel stimme ihn nachdenklich und mache ein Umdenken nötig. «Der Priester ist heute in der Gemeinde nicht mehr der einzige Seelsorger.» Gefragt sei eine sich gegenseitig ergänzende Zusammenarbeit von Geistlichen und Laien. In den Gemeinden sollten Seelsorgeteams gebildet werden. «Ich sehe es als eine Bereicherung an, dass in der pastoralen Arbeit nicht nur Priester und damit Männer tätig sind, sondern auch Frauen.» Viele Bistümer arbeiten derzeit an entsprechenden Konzepten. So werde unter anderem das Berufsbild des Pastoralreferenten klarer gefasst.
Allerdings schränkte Zollitsch ein, dass dem Einsatz von Laien aus theologischen Gründen Grenzen gesetzt sind. Predigen zum Beispiel dürften sie nicht. Damit stellte er sich gegen eine Forderung der Reformbewegung «Wir sind Kirche». Diese hatte Anfang April mehr Mut zu Laienpredigten von Frauen und Männern in den katholischen Gottesdiensten gefordert. Außerdem kritisierte die Reformbewegung Bestrebungen einiger Bistümer, darunter München und Freising, die den den Einfluss der Laien zurückdrängen wollten. «Wir werden diesen Prozess behutsam angehen, weil wir die Gläubigen mitnehmen und für neue Wege aufschließen wollen», stellte Zollitsch klar.
Gespräch: Jürgen Ruf, dpa
Zuletzt geändert am 27.04.2008