19.05.2008 - Westfalen-Blatt Bielefeld
Beim Zölibat will sich die Kirche nicht bewegen
Von Elmar Stephan
Osnabrück (dpa). Um die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche geht es beim Katholikentag vom 21. bis 25. Mai in Osnabrück. Der Zölibat, ein Thema, das noch vor Monaten Schlagzeilen gemacht hat, spielt dabei aber keine zentrale Rolle.
Die Frage nach der Ehelosigkeit der katholischen Priester habe für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) derzeit keine besonders hohe Priorität, sagt ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius. Noch im Februar schien Bewegung in das Thema zu kommen. Damals wurde der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Kurz darauf sorgte er mit der Forderung für Aufsehen, es solle keine »Denkverbote« geben. Der Zölibat sei »nicht theologisch notwendig«, sagte er dem »Spiegel«. Inzwischen betont Zollitsch, der Zölibat sei ein »Geschenk« für die Kirche. »Außerdem würde es für unsere Kirche eine Zerreißprobe bedeuten, wenn der verheiratete Priester käme«, sagte Zollitsch in seinem jüngsten Interview mit der »Schwäbischen Zeitung«.
Die Ehelosigkeit ist laut zweitem Vatikanischen Konzil für die Priester die »angemessene Lebensform«, sagt der Leiter des Osnabrücker Priesterseminars, Regens Martin Schomaker. Der Beruf erfordere »hohe Präsenz und Radikalität«, betont auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode.
Letztlich sei der Priester in seinem Beruf sehr einsam, schildert Claus Schiffgen, seit kurzem Vorsitzender der »Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen«. Sich anderen Menschen zu öffnen, sei »ganz schwierig«. Als er noch Priester war, habe er sich alle vier Wochen mit Kollegen getroffen um private Probleme zu besprechen. Ersatz für eine Familie sei das aber nicht gewesen.
»Ich rate jedem hier im Seminar, sich einen festen Freundeskreis zu suchen, mit dem man über alle Probleme sprechen kann«, sagt Regens Schomaker. Ein solches Netzwerk müsse gepflegt werden. Er wisse allerdings auch, dass es viele katholische Pfarrer gibt, die sich im Lauf ihres Berufslebens nach der Ehe sehnen, räumt Schomaker ein. »Mit dem Zölibat wird ein menschliches Grundbedürfnis ignoriert«, kritisiert Schiffgen.
Der Vorsitzende der Kirchenvolksbewegung »Wir sind Kirche«, Christian Weisner, sieht im Zölibat auch eine wesentliche Ursache für den Priestermangel.
Zuletzt geändert am 19.05.2008