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Veröffentlicht am 21­.05.2008

21.5.2008 - ddp

Appell zu mehr sozialer Gerechtigkeit

97. Katholischer Kirchentag beginnt in Osnabrück - Zollitsch warnt vor Spaltung in Arm und Reich

(PR-inside.com 21.05.2008 14:31:44) - Zu Beginn des 97. Deutschen Katholikentages in Osnabrück haben Kirchen und Politiker mehr soziale Gerechtigkeit gefordert und die Notwendigkeit des Dialogs zwischen den Konfessionen betont. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, warnte am Mittwoch vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung in Arm und Reich.

Osnabrück (ddp-nrd). Zu Beginn des 97. Deutschen Katholikentages in Osnabrück haben Kirchen und Politiker mehr soziale Gerechtigkeit gefordert und die Notwendigkeit des Dialogs zwischen den Konfessionen betont. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, warnte am Mittwoch vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung in Arm und Reich. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode äußerte die Hoffnung, dass neben der Ökumene künftig auch wieder eine «Vertiefung des Dialoges» mit den jüdischen Gläubigen gelingen werde. Nach Ansicht von Bischof Bode ist eine zunehmende «spirituelle Nähe» im ökumenischen Gespräch mit der evangelischen Kirche Deutschlands spürbar. «Je näher wir zur Mitte kommen, zu Jesus Christus, desto näher kommen wir uns auch», sagte er. Dagegen bezeichnete er den katholisch-jüdischen Dialog als derzeit «belastet». Es gebe «Irritationen» wegen der umstrittenen Fürbitten-Passage des Karfreitagsgebets im lateinischen Ritus. Trotz der Abmeldung einiger jüdischer Gelehrter vom Kirchentag werde es aber «sicher wieder zu einem guten Dialog kommen». Der Freiburger Erzbischof Zollitsch sagte zu der Fürbitten-Debatte, er habe sich «vorstellen können, dass der Text tatsächlich anders formuliert» werden könne. Den Missionierungsvorwurf jüdischer Organisationen sehe er gelassen. Er gestehe «jeder Religion, jeder Religionsgemeinschaft zu, dass sie daran interessiert ist, durch missionarische Tätigkeit und missionarisches Verhalten auch andere für die eigene Religion zu gewinnen.» Mit Blick auf den neuen Armuts- oder Reichtumsbericht warnte Zollitsch, dass die soziale Schere «immer mehr auseinander» gehe. «Das ist nicht nur bedauerlich; das ist sogar gefährlich für unsere Gesellschaft», gab er zu bedenken. Es sei «schlimm, wenn heute tatsächlich Familien, die zwei oder drei Kinder haben, damit ein Armutsrisiko eingehen». Dennoch setze er «zunächst auf Appell und Überzeugung» statt staatlicher Eingriffe. Die Kirchenvolksbewegung «Wir sind Kirche» kritisierte unterdessen den Vatikan. Durch «Aussagen aus Rom» sei in den vergangenen Jahren «leider viel Störfeuer gesendet worden», sagte Christian Weisner von der Bewegung. Die katholische Kirchenführung habe in vielen Punkten den Kontakt zum Kirchenvolk verloren. Streitpunkte wie der Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von den Sakramenten oder die Christen anderer Konfessionen verweigerte Gastfreundschaft bei der Eucharistie entferne Gläubige von der Katholischen Kirche. Der Katholikentag sollte am Abend offiziell mit einer großen Zeremonie eröffnet werden. Bis Sonntag werden Zehntausende Katholiken und Gläubige anderer Konfessionen und Religionen aus ganz Deutschland zu dem Treffen erwartet. Höhepunkte des Kirchentages sollen unter anderem die Podiumsdiskussion am Donnerstag zum Klimawandel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die Diskussion mit Bundespräsident Horst Köhler zum Thema Demokratie am Samstag sein. (ddp)

Zuletzt geändert am 12­.06.2008