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Veröffentlicht am 30­.05.2008

30.5.2008 -epd

Kirchenvolksbewegung und Ärzte fordern Abschaffung von Exorzismus

Paderborn/Bielefeld (epd). Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat den Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker aufgefordert, den umstrittenen Exorzismus in der katholischen Kirche zu unterbinden. Diese Praktiken verstießen gegen die Menschenrechte, erklärte die Initiative in einem offenen Brief an Becker, der am Freitag veröffentlicht wurde. Unterstützt wird der Aufruf von Chefärzten der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel und des Evangelischen Johannestiftes in Bielefeld.

Die Kirchenvolksbewegung im Erzbistum Paderborn appellierte an Becker, sich bei der Bischofskonferenz für "eine vollständige und unwiderrufliche Abschaffung des Exorzismus mit seinen Riten einzusetzen". Die katholische Kirche sollte endgültig einen Schlussstrich unter Vorstellungen ziehen, die dem Mittelalter verhaftet seien, heißt es Brief weiter. Anstelle von Teufelsaustreibungen seien psychotherapeutische und sozialpädagogische Hilfen gefragt.

Dem Aufruf haben sich Chefärzte der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel und des Evangelischen Johannesstiftes angeschlossen. Im Interesse von Patienten sei es erforderlich, "vor dem grundfalschen Konzept einer 'Besessenheit' bei behandlungsbedürftigen psychischen und hirnorganischen Erkrankungen dringend zu warnen", heißt es in deren Stellungnahme.

In einer WDR-Sendung hatte der Pressesprecher des Erzbistums, Ägidius Engel, in der vergangenen Woche erklärt, dass es zwischen 2000 und 2003 drei offizielle Beauftragungen zum Exorzismus gegeben habe. Zugleich hatte der Sprecher betont, dass dieser Ritus nur unter strengen Auflagen genehmigt werde und unter ständiger ärztlicher Begleitung stehe. Das Erzbistum Paderborn hält laut Engel Exorzismus auch in Zukunft für möglich. (06501/30.5.2008)

Zuletzt geändert am 03­.06.2008