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Veröffentlicht am 27­.06.2008

27.6.2008 - DPA

«Sich als Kirche neu aufstellen»: Erzbischof Marx stellt Pläne vor

München (dpa/lby) - Mit der Reduzierung der Zahl der Pfarreien und neuen pastoralen Konzepten will Erzbischof Reinhard Marx das Erzbistum München und Freising fit für die Zukunft machen. «Es geht nicht nur um Strukturen, sondern darum, sich als Kirche neu aufzustellen», sagte Marx am Freitag in München. In der Erzdiözese gibt es derzeit 752 Pfarreien, doch nur die Hälfte davon hat noch einen eigenen Pfarrer. Künftig soll es nur noch 555 Pfarreien geben, die sich in 200 Pfarreigemeinschaften organisieren.

Neue Strukturen sind nach Einschätzung von Marx nicht nur wegen des Priestermangels notwendig. Auch gesellschaftlicher Wandel zwinge die katholische Kirche zu einer Neuorientierung. «Wenn wir mehr Priester hätten, würden wir dann die pastoralen Strukturen der fünfziger Jahre unverändert lassen? Nein», betonte Marx. Man müsse sich fragen: «Wo stehen wir als Kirche inmitten einer immer vielfältigeren und sich rasant verändernden Gesellschaft?»

Marx erklärte, die einzelnen Pfarreien dürften nicht nur auf sich schauen: «Wenn jede Pfarrei für sich denkt, ist das zu wenig.» Zusammenlegungen von Gemeinden sei «keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung».

Um neue Konzepte für die Seelsorge zu entwerfen und zu diskutieren, will Marx eine Versammlung namens «Zukunftsforum» einberufen. Rund 120 Menschen - Priester, Laien und Verantwortliche aus dem Ordinariat - werden bis 2010 den Prozess einer «geistlichen Neuorientierung» begleiten. Das Forum könne zwar keine kirchenrechtlichen Entscheidungen treffen, erklärte Marx, solle aber «konkret, kompetent, und verbindlich» mitsprechen dürfen.

Noch einmal erteilte Marx der momentan im Erzbistum praktizierten Variante eine Absage, in Ausnahmefällen eine Pfarrei durch einen Diakon oder einen Pastoralreferenten leiten zu lassen. «Nur der Pfarrer nimmt die Leitungsaufgabe wahr», sagte er.

Die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» forderte in einer Mitteilung, die Gemeinden dürften nicht «in unpersönlichen Strukturen untergehen». Es sei kritisch zu hinterfragen, ob es angesichts immer weiter sinkender Priesterzahlen noch genug Pfarrer gebe, die «fähig, willens und ausreichend darauf vorbereitet» seien, «Großpfarreien und Pfarrgemeinschaften zu managen».

Zuletzt geändert am 09­.07.2008