| |
Veröffentlicht am 09­.08.2008

9.8.2008 - Volksstimme

Der unbekannte Oberhirte

Robert Zollitsch, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, wird heute 70 Jahre

Robert Zollitsch ist sich treu geblieben. Auch als oberster Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland hat er Bodenhaftung behalten. Vor einem halben Jahr wurde der Freiburger Erzbischof zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und damit zum Nachfolger von Karl Kardinal Lehmann gewählt. Die Reaktionen auf seine bisherige Arbeit sind positiv. Heute wird Zollitsch 70 Jahre alt.

" Ich habe mir von Anfang an gesagt, dass ich mich weder durch das Amt noch durch Ansprüche, die an mich gestellt werden, verbiegen lassen will. Ich glaube, dieses Ziel habe ich erreicht ", sagt Zollitsch. Als Chef der deutschen Bischöfe hat er bislang ähnlich agiert wie als Freiburger Erzbischof. In der Öffentlichkeit tritt er bescheiden und zurückhaltend auf, am liebsten handelt er im Hintergrund. Ein Lautsprecher der Kirche ist er nicht, er vermeidet ideologisch überhöhte Debatten. Zollitsch sucht Konsens statt Konfrontation. Seine Positionen vertritt er dennoch. Zum Vatikan hat er sich stets loyal verhalten.

" Ich suche nicht die Schlagzeile, sondern das Gespräch ", sagt Zollitsch. Innerhalb der katholischen Kirche hat er sich damit Respekt erworben. Zollitsch wird als effi zienter, engagierter und zuverlässiger Arbeiter mit großem Organisationstalent geschätzt. Der Dialog ist seine Stärke. Zollitsch ist offen, er kann zuhören und Meinungen zusammenführen. Dabei bleibt er stets verbindlich. Angriffsfläche bietet er kaum.

Der breiten Öffentlichkeit ist Zollitsch trotz seines hohen Amtes weitgehend unbekannt geblieben. Dennoch hat er im ersten halben Jahr seiner Amtszeit Akzente gesetzt, auch bei strittigen Themen. So stieß er eine Diskussion über die Ehelosigkeit der Pfarrer an, machte die Ökumene zu seinem Hauptthema und setzte sich für den verstärkten Einsatz von Laien in der Seelsorge ein. Er ging damit auf Gegenkurs zu konservativen Kreisen in der katholischen Kirche. Gräben hat er keine aufgerissen. Er ist sichtlich bemüht, Reformer und Bewahrer zu einen. " Ich möchte von keiner Seite vereinnahmt werden ", sagt er.

In Predigten nimmt Zollitsch oft gesellschaftspolitisch Stellung, mit seinen Themen ist er auf der Höhe der Zeit. Auch Kirchenkritikern öffnet er sich. " Kirche darf sich nicht einmauern. Probleme dürfen nicht verschwiegen, sondern müssen angepackt werden ", sagt er. Von den Christen fordert Zollitsch, dass sie stärker sowie mit einer größeren Überzeugung und Freude für ihren Glauben eintreten.

Die katholische Reformbewegung " Wir sind Kirche " stellt dem Chef der deutschen Bischöfe ein gutes Zeugnis aus. " Robert Zollitsch ist ein Mann des Dialogs ", heißt es in einer Stellungnahme. " Wir begrüßen in seiner bisherigen Amtsführung besonders sein Eintreten für die Ökumene, seine differenzierten Aussagen zum Pflichtzölibat und sein andauerndes Bemühen um den jüdisch-christlichen Dialog. " In gesellschaftspolitischen Fragen habe Zollitsch der Bischofskonferenz eine kompetente wie konsequente Stimme gegeben.

Lob für Zollitsch kommt auch von der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ). Zollitsch arbeite für eine " intensive und partnerschaftliche ökumenische Zusammenarbeit der beiden großen Kirchen ", sagt EKD-Chef Wolfgang Huber. Er knüpfe damit an die ökumenischen Bemühungen seines Vorgängers an. Die evangelische Kirche werde ihn dabei unterstützen.

Zuletzt geändert am 09­.08.2008