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Veröffentlicht am 10­.08.2008

10.8.2008 - derNewsticker.de

Missbrauchs-Fälle in Bamberg weiten sich aus

Bamberg (ddp). Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den Bamberger Domkapitular Otto M. weiten sich aus. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Focus» zufolge überprüft die Staatsanwaltschaft den Freitod eines ehemaligen Schülers von M. Er soll als Jugendlicher vom damaligen Direktor des Bamberger Knabenseminars «Ottonianum» missbraucht worden sein. Ehemalige Mitschüler sagten dem Magazin, ihr Kamerad habe sich aus Verzweiflung darüber das Leben genommen.

Inzwischen hätten sich zudem zwei Pastoralassistenten des Erzbistums bei der Staatsanwaltschaft gemeldet. Sie seien damals ebenfalls von Otto M. im Internat missbraucht worden. Außerdem untersuche die Behörde die angebliche Zahlung von 20 000 D-Mark an die Eltern eines anderen missbrauchten Jungen. Das Geld soll M. als Hilfe für einen «bedürftigen Ottonianer» deklariert haben. Ein Sprecher des Erzbistums sagte dem Magazin, davon sei nichts bekannt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen M. wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen. Zu den bislang vier vermuteten Fällen könnten nun noch mindestens drei hinzukommen. Der heute 63-Jährige wurde wegen der Vorwürfe beurlaubt. In Gesprächen mit Diözesanvertretern wollte dieser sich nicht an die mutmaßlichen Übergriffe erinnern können. Strafrechtlich könnten die Vorwürfe inzwischen verjährt sein. M. war von 1976 bis 1991 Leiter des Internats.

Die KirchenVolksBewegung «Wir sind Kirche» wirft dem Erzbistum Bamberg vor, versucht zu haben, das Geschehen zu verharmlosen oder gar zu vertuschen. «Ich bin wirklich enttäuscht, dass auch im Bamberger Ordinariat die Aufarbeitung dunkler Stellen in der Vergangenheit so große Schwierigkeiten verursacht», betonte Sigrid Grabmeier vom Bundesteam «Wir sind Kirche». Die mögliche strafrechtliche Verjährung dürfe nicht zum Anlass genommen werden, «Gras über die Sache wachsen zu lassen», warnte Grabmeier.

(ddp)

Zuletzt geändert am 11­.08.2008