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Veröffentlicht am 24­.01.2009

24.1.2009 - Neue Westfälische

Den Boden für die Zukunft bereiten

Erzbistum Paderborn: Notwendige Reform durch Priestermangel und Bevölkerungswandel

VON HOLGER KOSBAB

Paderborn. In diesem Jahr werden die Weichen gestellt für die zukünftige pastorale Landschaft im Erzbistum. Bis Ostern bereisen Monsignore Thomas Dornseifer und Monsignore Andreas Kurte alle 19 Dekanate mit ihren 213 Pastoralverbänden. In Gesprächen mit den Priestern vor Ort wird überlegt, in welcher Weise sich weitere Zusammenlegungen realisieren lassen. Zielvorgabe ist eine Reduzierung auf 100 Pastoralverbände bis 2030.

Zwei Entwicklungen sind für die "Überplanung Pastoralverbände" – wie die Strukturänderung offiziell heißt – verantwortlich: Priestermangel und Bevölkerungsrückgang, der letztlich einhergeht mit einem geringeren Kirchensteueraufkommen. Die Kirche müsse sich mit ihren Möglichkeiten personell und finanziell anpassen an die allgemeinen Entwicklungen, so Erzbischof Hans-Josef Becker.

"2010 wollen wir eine gebotene Klarheit haben", sagte Becker. Haben Monsignore Dornseifer (Leiter Pastorale Dienste) und Monsignore Kurte (Leiter Pastorales Personal) ihre Ergebnisse zusammengetragen, folge von Mai bis September die Diskussion. Ehe ein endgültiges Konzept ausgearbeitet wird, das als Richtlinie gilt für die neuen Strukturen. "Bistum und Dekanate arbeiten gemeinsam daran", betont Becker. "Die Verwirklichung kann bis zu 15, 20 Jahren dauern, im Einzelfall aber auch schneller kommen." Begonnen haben die Planungen – unter dem Arbeitstitel "Perspektive 2014" – im Jahre 2004. "Ab 2009 werden die Pflöcke eingeschlagen", erklärte Ägidius Engel, Sprecher des Erzbistums Paderborn, auf Anfrage der Neuen Westfälischen.

Zurzeit sind im Erzbistum Paderborn 734 Priester aktiv tätig, 564 davon in der unmittelbaren Pfarrseelsorge. Im Vorjahr standen 35 Pensionierungen sieben Priesterweihen gegenüber. Dieses Missverhältnis von 5:1 ist keine Ausnahme. "Im Schnitt haben wir durch Pensionierung im Jahr 25 Priester weniger, bei sechs, sieben Weihen", sagt Engel. Um den Priestermangel auszugleichen wird die Zahl der Gemeindereferenten erhöht von 233 im Jahr 2007 auf aktuell 249. In diesem Kontext fordert die Kirchenvolks-Bewegung "Wir sind Kirche" jedes Jahr zur Priesterweihe an Pfingsten die Aufweichung des Zölibats und das Priesteramt für Frauen.

Zugleich gehen die demographischen Veränderungen an der Kirche nicht vorüber. In einzelnen Gemeinden des Erzbistums werde es nach aktuellen Studien bis zum Jahr 2020 bis zu 15 Prozent weniger Einwohner geben – und damit weniger Gläubige. Die Kirche müsse überall genau hinschauen, so Engel: "Im Kreis Höxter beispielsweise mit einem starken Einwohnerschwund haben wir eine andere Situation als in der Großstadt Dortmund oder in der Diaspora Bielefeld."

Zurzeit leben im Erzbistum 1,68 Millionen Katholiken, "Jedes Jahr werden es 14.000 weniger", sagt Engel. Weniger durch Kirchenaustritte – zuletzt 4.000 pro Jahr – als durch eine negative Geburtenbilanz. Steuerlich war 2008 mit einem Kirchensteueraufkommen in Höhe von 320 Millionen Euro das bisher stärkste überhaupt (plus 8,2 Prozent. Nur im Zuwachs war 2007 (295 Millionen Euro/plus 12,4 Prozent) noch besser. "Für 2009 haben wir 315 Millionen Euro im Plan", sagt Engel. "Es kann aber gut sein, dass wir zur Mitte des Jahres eine Haushaltssperre bekommen." Das Erzbistum Paderborn beschäftigt insgesamt 40.000 Menschen – von der Erzieherin über Küster bis zum Erzbischof.

Zuletzt geändert am 25­.01.2009