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Veröffentlicht am 26­.01.2009

26.1.2009 - WAZ

Papst holt abtrünnige Bischöfe zurück

Christa Langen-Peduto

Auch Holocaust-Leugner Richard Williamson ist unter den Priestern, deren Exkommunikation aufgehoben wurde. Weltweite Proteste gegen den „Rückwärtsschritt”, viel sprechen von „Kapitulation gegenüber Traditionalisten”

Rom. Heftige Reaktionen vor allem in jüdischen Kreisen hat eine vom Vatikan bekanntgegebene Entscheidung von Papst Benedikt XVI. ausgelöst: Er hob die 1988 von seinem Vorgänger Johannes Paul II. ausgesprochene Exkommunizierung von vier Traditionalisten-Bischöfen wieder auf, mit „väterlicher Einfühlsamkeit” begegne er dem „spirituellen Unbehagen” der Betroffenen, so begründete das Kirchenoberhaupt die Rücknahme des Kirchenausschlusses. Es handele sich um „ein Geschenk des Friedens”, hieß es weiter.

Jüdische Vertreter in aller Welt protestierten sofort. Denn einer der Rehabilitierten ist der Brite Richard Williamson, der wiederholt das Ausmaß des NS-Völkermordes leugnete. Wegen neuer Äußerungen erst letzte Woche in Bayern wird gegen ihn nun wieder ermittelt – ausgerechnet durch die Staatsanwaltschaft von Regensburg, wo Benedikt sein Zuhause hat.

Die Äußerungen des lefebvrianischen Bischofs Richard Williamson zum Holocaust seien „in keiner Weise akzeptabel”, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Doch das milderte nicht die scharfe Kritik an der ausgestreckten Hand des Papstes auch zu diesem Traditionalisten.

Proteste hagelte es auch aus Jerusalem, von jüdischen italienischen Gemeinden, aber auch von Rabbinern in den USA, die bisher mit dem Vatikan freundschaftlichen Dialog geführt hatten. Die römische La Repubblica schrieb: „Ab heute ist der erklärte und unerschütterliche Antisemit Williamson Bischof, Hirte und Leitfigur der Wahrheit für Gläubige, im Kontext des katholischen Weltepiskopats zu akzeptieren”. Das Blatt schrieb, dieser Schritt des Papstes gleiche einer Kapitulation gegenüber den Traditionalisten. Die Bewegung „Wir sind Kirche” erklärte, dies zeige „die rückwärtsgerichtete Ausrichtung” des Pontifikats von Benedikt. Sie fürchtet die Rücknahme von Konzilsbeschlüssen.

Zur rom-unabhängigen Priesterbruderschaft Pius X. bekennen sich 600 000 Gläubige in 31 Ländern. Die Lefebvre-Anhänger mit 500 Priestern und 145 Ordensfrauen sind in 63 Ländern aktiv. Sie sind gegen die Liturgiereformen des letzten Konzils, gegen Messen in der Landessprache und weitere Neuheiten. Sollte es zur vollen Einigung mit der römisch-katholischen Kirchenzentrale kommen, werden sie wahrscheinlich wie die Organisation Opus Dei zu einer Weltprelatur erhoben.

Zuletzt geändert am 27­.01.2009