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Veröffentlicht am 17­.02.2009

17.2.2009 - FOCUS

Bischof Müller. Ultimatum nach Papst-Kritik

Drei Theologen kritisierten die Aufhebung der Exkommunikation der vier Traditionalisten-Bischöfe durch den Vatikan. Jetzt droht ihnen der Entzug der Lehrerlaubnis.

Der Regensburger Bischof Ludwig Müller posiert erwartungfroh vor dem malerischen Dom der Stadt Begonnen hatte es mit einer Petition. Die Unterzeichner, drei Professoren der katholisch-theologischen Fakultät in Regensburg, hatten sich darin für die uneingeschränkte Anerkennung aller Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ausgesprochen. Diese Anerkennung lehnen die Mitglieder der erzkonservativen Priesterbruderschaft Pius X. ab, darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson.

Der als besonders papsttreu geltende Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte die Kritiker laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ dafür scharf gemaßregelt. Die Betroffenen reagierten verwundert auf die angedrohten Sanktionen.

Das Schreiben Müllers sei „schon sehr befremdlich und nicht nachvollziehbar“, sagte die Inhaberin des Kirchenrechtslehrstuhls der Regensburger Universität, Sabine Demel, am Dienstag. „Ein gewisses Befremden, angesichts der Tatsache, dass es kein Gespräch vorher gab, kann ich nicht verhehlen“, sagte auch der Religionspädagoge Burkard Porzelt. Der ebenfalls betroffene Pastoraltheologe Heinz-Günther Schöttler war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Müller fordert Treueeid

Müller hatte die drei Professoren aufgefordert, sich binnen zwei Wochen von der Petition, in der es um die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils durch die Piusbruderschaft geht, zu distanzieren. Darüber hinaus drohte er weitere Schritte an, womit der Entzug der Lehrerlaubnis gemeint sein dürfte.

Auslöser war für Müller offensichtlich, dass in der im Internet veröffentlichten Erklärung auch der Papst kritisiert wird. Ohne Vorbedingungen sei die Exkommunikation des Holocaust-Leugners Williamson und der anderen Bischöfe der Piusbruderschaft aufgehoben worden, lautet ein Vorwurf. Die Petition, die auch eine Solidaritätserklärung an die Adresse der Juden ist, wurde bislang von zahlreichen Gläubigen unterzeichnet.

Das Bistum Regensburg wollte keine Stellungnahme zu dem Schreiben an die drei Hochschullehrer abgeben. „Wir möchten uns zu dem Vorgang nicht weiter äußern“, sagte ein Bistumssprecher. In dem Brief werden die Professoren auch aufgefordert, vor Bischof Müller einen Treueeid auf die Lehre der katholischen Kirche abzulegen.

Welle der Solidarisierung erwartet

Die drei Hochschullehrer wollen nun zunächst einmal gemeinsam eine Reaktion auf das Schreiben diskutieren, auch mit ihren anderen Kollegen in der Regensburger Fakultät. Demel erklärte, dass bei der Petition nicht einzelne Details überbewertet werden dürften. Wer eine solche Petition unterstütze, müsse schauen, „ob die große Linie stimmt“, und dürfe „nicht auf Einzelformulierungen rumhacken“, sagte sie.

Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“, die die Petition ebenfalls unterstützt, kritisierte den Müller-Brief als „vollkommen falsches Signal“. Nicht die Professoren würden das Papst-Amt beschädigen, sondern die Pius-Bruderschaft. „Jetzt will man den bestrafen, der auf den Feuermelder gedrückt hat und versucht, den Brand zu löschen.“ Mit seiner Androhung von Sanktionen gegen die Professoren werde Müller keinen Erfolg haben, meinte Weisner. „Das wird eine Solidaritätswelle von anderen Professoren auslösen.“

fol/dpa

www.focus.de/politik/deutschland/bischof-mueller-ultimatum-nach-papst-kritik_aid_372104.html

Zuletzt geändert am 17­.02.2009