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Veröffentlicht am 06­.03.2009

6.3.2009 - Passauer Neue Presse

Bischöfe: Rom soll schnell entscheiden

Deutsche Oberhirten verurteilen Antisemitismus bei Piusbrüdern und fordern Anerkennung des Zweiten Vatikanums

Hamburg. Die Deutsche Bischofskonferenz hofft auf eine schnelle Entscheidung des Papstes in der Affäre um die erzkonservative Piusbruderschaft. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, äußerte die Einschätzung, dass am Ende die vier Pius-Bischöfe wieder exkommuniziert werden könnten.

Zollitsch stellte zum Abschluss der Frühjahrstagung der Bischöfe eine einstimmig gefasste Erklärung vor. Darin zeigen sich die deutschen Bischöfe solidarisch mit dem Papst, verurteilen das Holocaust-Leugnen von Bischof Richard Williamson und „antisemitische Strömungen“ der Priesterbruderschaft. Zugleich bekennen sie sich ausdrücklich zu den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils und hoffen, dass die vergangenen Wochen ein neues Interesse an dessen Dynamik und Orientierung geweckt haben. „Diese Chancen wollen wir nutzen“, heißt es in dem Text. Nach Auffassung der Bischofskonferenz könnten die vier Pius-Bischöfe erst wieder voll in die katholische Kirche aufgenommen werden, wenn sie das Zweite Vatikanische Konzil und die Autorität des Papstes anerkennen. „Es liegt an der Priesterbruderschaft, das Schisma zu überwinden und durch einen Prozess der Wiedereingliederung die Einheit mit dem Papst und der Lehre der Kirche herzustellen“, sagte Zollitsch. Vieles scheine bis jetzt dagegen zu sprechen, dass es eine volle Gemeinschaft der Priesterbruderschaft mit der katholischen Kirche geben werde.

Die Bischöfe erinnerten daran, dass die Pius-Bruderschaft „sich selbst von der katholischen Kirche abgespalten“ habe. „Besonders bedrückend“ seien die Holocaust-Leugnung durch Williamson „und entsprechende antisemitische Strömungen in der Priesterbruderschaft“. Bislang fehle eine ernsthafte Distanzierung der Betreffenden von solchen inakzeptablen Haltungen. Der Papst habe mehrfach „unmissverständlich zur Geltung gebracht, dass die katholische Kirche den Antijudaismus und Antisemitismus verwirft“. Es obliege jetzt Rom, zu klären, „ob die Priesterbruderschaft bereit ist, die Lehre der Päpste und Konzilien eindeutig zu bejahen und anzunehmen“. „Ich möchte dem Heiligen Stuhl nicht vorschreiben, in welcher Weise sie vorangehen“, sagte Zollitsch. Für ihn sei jedoch klar, dass die erneute Exkommunikation der vier Pius-Bischöfe die „logische Konsequenz“ ist, wenn sie sich nicht eindeutig zum Zweiten Vatikanum bekennen. Er hoffe, dass sich die Entscheidung nicht zu lange hinziehe und die Diskussion über die Pius-Bruderschaft bald beendet sei, so Zollitsch.

Die Kommunikation innerhalb der Kurie müsse verbessert werden. „Wenn solch ein wichtiger Schritt bevor steht, warum informiert man dann die Bischöfe nicht vorher?“, fragte Zollitsch. In der kommenden Woche werde er Papst Benedikt XVI. in Rom über die Situation in Deutschland informieren.

Zu einer Petition der Bewegung „Wir sind Kirche“, in der befürchtet wird, dass die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils zumindest teilweise infrage gestellt würden, nahm der Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, Stellung. Eine solche Bewertung stehe „im völligen Gegensatz“ zu dem, „wie die Bischofskonferenz den Papst und sein Pontifikat sieht“, sagte Langendörfer. „Das ist nicht ein Pontifikat des rückwärtsorientierten Gehens in vergangene Zeiten.“

dpa

Zuletzt geändert am 06­.03.2009