30.3.2009 - www.glaubeaktuell.net
Wir sind Kirche erinnert an den 25. Todestag des großen Konzilstheologen Karl Rahner (30. März 1984)
Rahner war kein Systematiker. Aber er war ein großer Anreger. Und genau das hat ihm dann auch Schwierigkeiten eingebracht: Er hat alte Formeln nicht einfach „nachgebetet“. Stattdessen hat er mit großer Hartnäckigkeit die tradierten Glaubensformen und Lehrsätze immer wieder problematisiert und hinterfragt. Dabei hat er überraschende und neue Einsichten in die Diskussion eingebracht.
Zu seinem eigenen Werk sagte Karl Rahner: „Ich habe immer Theologie betrieben um der Verkündigung, um der Predigt, um der Seelsorge willen“ – das heißt mit anderen Worten: um des Glaubens willen. „Ich bin kein Wissenschaftler und will auch keiner sein, sondern ich möchte ein Christ sein, dem das Christentum ernst ist, der unbefangen in der heutigen Zeit lebt und von da aus sich dann dieses oder jenes und ein drittes und ein zwanzigsten Problem geben lässt, über das er dann nachdenkt. Wenn man das dann ,Theologie' nennen will, ist das ja gut.“
Das Besondere oder das Neue in Rahners Theologie: Im Mittelpunkt seiner anthropologischen Theologie steht die von aller Verdinglichung befreite Gnade; durch sie gelangt der Mensch in die Unmittelbarkeit zu Gott. Damit schuf Rahner zugleich eine Transzendentaltheologie, die anthropologisches und transzendentes Denken verbindet.
Als Schüler des Philosophen Martin Heidegger bemühte Rahner sich, die theologischen Tradition mit dem Denken der Moderne zu verbinden. Rahner war Mitherausgeber des „Lexikons für Theologie und Kirche“ (LThK) und beeinflusste damit die gesamte deutschsprachige katholische Theologie. Er kritisierte offen und unbefangen Missstände innerhalb der katholischen Kirche, förderte die internationale theologische Kommunikation und trieb den Dialog der Theologie mit den Naturwissenschaften und dem Marxismus voran.
Karl Rahner wurde am 5. März 1904 in Freiburg im Breisgau geboren. Er wuchs in einer traditionellen katholischen Umgebung auf. 1920 schloss er sich der Gesellschaft Jesu, den Jesuiten, an. Bis 1932 studierte er Philosophie und Theologie und wurde 1932 zum Priester geweiht. Seine umfangreichen Studienjahre schloss er in Innsbruck mit der theologischen Promotion 1936 ab. Seine Lehrtätigkeit begann er in Innsbruck, dann war er an der Universität München und von 1967 bis 1971 an der Universität Münster Professor für Dogmengeschichte und Religionsphilosophie. Nach seiner Emeritierung ging er nach Innsbruck zurück. Dort starb er am 30. März 1984 – kurz nach den großen Würdigungen seines unglaublich fruchtbaren theologischen Lebenswerks zu seinem 80. Geburtstag.
Zum 10. Todestag schrieb Karl Kardinal Lehmann, von 1964 bis 1967 sein Assistent in München: „Wenn große Menschen von uns gehen, entsteht nach ihrem Heimgang zunächst eine eigentümliche Erfahrung der Leere. Es ist nicht nur die Erkenntnis, dass einer fehlt, der für viele ein Meister des Denkens und ein ungewöhnlicher Seelsorger war. Das Ausbleiben seiner Wegweisungen und Zwischenrufe, die für ein halbes Jahrhundert nicht wegzudenken waren, hat eine Lücke hinterlassen, die nicht geschlossen werden kann. In diesem Sinne ist Karl Rahner einmalig und unersetzlich.“
Zuletzt geändert am 30.03.2009