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Veröffentlicht am 29­.03.2009

29.3.2009 - Leipziger Volkszeitung

Kirchenvolksbewegung für Frauen als Priester

Magdeburg. Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" hat ihre Forderung nach einem Zugang für Frauen zu allen Ämtern in der katholischen Kirche bekräftigt. Zum Abschluss einer dreitägigen Bundesversammlung in Magdeburg sprach sich die Organisation dafür aus, Frauen zu Priesterinnen zu weihen. "Frauen sollten diakonische Aufgaben und auch das Priesteramt wahrnehmen können", sagte "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner am Sonntag.

So könne die Kirche nicht nur gegen den Priestermangel angehen, sondern auch viel mehr Menschen erreichen. "Es mag provozierend sein, aber es ist notwendig, immer wieder die Frage zu stellen: Warum darf es keine Priesterinnen in der katholischen Kirche geben?", sagte Weisner. Er betonte, dass es den Pflicht-Zölibat nicht schon immer gegeben habe, sondern erst seit dem 11. Jahrhundert in Abgrenzung zur orthodoxen Kirche. Im Kirchenrecht hätten die jahrelangen Bemühungen der Bewegung zwar noch keinen Erfolg gehabt, "aber in den Herzen und Köpfen der Menschen". Die Bewegung "Wir sind Kirche" entstand 1995 aus einem in Österreich initiierten Kirchenvolksbegehren für Reformen der Kirche. Bei der 25. Bundesversammlung ging es auch um die Spiritualität. Sie sei "kein überflüssiger Luxus, sondern wichtige Kraftquelle im Alltag und in der politischen Arbeit". Die Bundesversammlung, die zweimal im Jahr zusammenkommt, tagte in Magdeburg zum dritten Mal in den neuen Bundesländern.

In der Diskussion um den Umgang mit der erzkonservativen Pius- Bruderschaft forderte die Kirchenvolksbewegung eine eindeutige Aussage des Vatikan. "Der Vatikan hat nicht klar gesagt, wie es um die Priester-Bruderschaft steht", sagte Weisner. Die Bruderschaft war in die Schlagzeilen geraten, nachdem der Vatikan die Exkommunikation von vier Bischöfen aufgehoben und der Pius-Bruder Richard Williamson den Holocaust geleugnet hatte. Er hatte sich damit gegen das Zweite Vatikanische Konzil gestellt, mit dem der Dialog der katholischen Kirche mit dem Judentum vorangetrieben und vereinbart wurde, jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen.

Die Forderungen von "Wir sind Kirche" fußen im wesentlichen auf diesem Konzil (1962-1965). Mit der "Petition Vaticanum 2" fordert die Bewegung die uneingeschränkte Anerkennung dieser Beschlüsse. Die Petition kann bis Gründonnerstag (9. April) unterschrieben werden, danach soll sie dem Vatikan übergeben werden.

dpa

Zuletzt geändert am 05­.04.2009