22.5.2009 - epd
Kritik auf Kirchentag an Trennung beim Abendmahl - Schorlemmer fordert Kirchenbasis zum Handeln auf - Bischof Feige: Nicht gegenseitig unter Druck setzen - Reformbewegung dringt auf Fortschritt in Ökumene
Schorlemmer erklärte, er wolle die heilige Eucharistie nicht zu einem "Kampfplatz" machen. Doch wünsche er sich zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München 2010 ein Zeichen. Er fahre nicht nach München, wenn es dort nicht Orte der eucharistischen Gastgemeinschaft gebe. Der Wittenberger Pfarrer forderte zudem die volle Anerkennung der evangelischen Kirche durch die katholische.
Bischof Feige sagte, in der Ökumene werde sich nach seiner Einschätzung etwas bewegen: "Aber die Fixierung auf das Abendmahl halte ich für nicht nötig". Wichtiger sei ihm das gemeinsame Wirken in die Gesellschaft hinein. In seiner Region gehörten mehr als 80 Prozent der Menschen keiner Kirche mehr an. Da gebe es manche ethischen Fragen, "in denen wir näher zusammenrücken sollten". Christian Weisner vom Bundesteam der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" kritisierte in Bremen, dass vor dem Zweiten Ökumenischen Kirchentag im nächsten Jahr die Hoffnung auf ein Ende der Trennung beim Abendmahl von den Kirchenleitungen zunichte gemacht werde. Reformgruppen würden von den Kirchen zudem zunehmend ausgegrenzt, beklagte er. Auch auf dem evangelischen Kirchentag in Bremen spiele die Ökumene eine untergeordnete Rolle, hieß es.
Der evangelische Präsident des Zweiten Ökumenischen Kirchentages, Eckhard Nagel, erhofft sich dagegen von dem Christentreffen in München eine Demonstration des weiteren Zusammenwachsens. Der gemeinsame Kirchentag könne "gegen die Ökumeneverdrossenheit" den Fortschritt dokumentieren. Der katholische Präsident des Ökumenetreffens, Hans-Joachim Meyer, ergänzte: Wenn sich Tausende von katholischen und evangelischen Christen versammelten, sei das ein großer ökumenischer Impuls. Die Generalsekretärin des evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, sagte: "Wir müssen die Kirchen ermuntern, die Hindernisse abzubauen."
Sigrid Grabmeier von "Wir sind Kirche" sagte dem epd, es sei noch offen, ob die Reforminitiative auf dem Ökumenischen Kirchentag 2010 wieder zu gemeinsamen Mahlfeiern einlädt: "Auf keinen Fall würden wir uns davon abhalten lassen." Die Organisation setzt sich seit Mitte der 1990er Jahre für eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf der Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ein.
"Wir sind Kirche" und die Initiative "Kirche von unten" hatten auf dem Ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin außerhalb des offiziellen Programms ökumenische Gottesdienste gefeiert, in denen ausdrücklich zur gegenseitigen Gastfreundschaft bei Eucharistie und Abendmahl eingeladen wurde. Wegen seiner aktiven Teilnahme daran verlor der Saarbrücker katholische Theologieprofessor und katholische Priester Gotthold Hasenhüttl (75) die kirchliche Lehr-Erlaubnis.
Das Abendmahl ist eines der zentralen Symbole der Christenheit. Katholischen Christen untersagt Rom die Teilnahme am evangelischen Abendmahl grundsätzlich, weil evangelische Pfarrer nicht gültig geweiht seien und daher die Sakramente nicht rechtmäßig verwalteten. Aus evangelischer Sicht sind alle getauften Christen zum Abendmahl zugelassen.
Rund acht Prozent der etwa 100.000 Dauerteilnehmer des evangelischen Kirchentags in Bremen gehören nach Angaben der Veranstalter der römisch-katholischen Kirche an. Am Donnerstag hatten evangelische und katholische Christen mit einem ökumenischen Gottesdienst in Bremen Christi Himmelfahrt gefeiert.
22. Mai 2009
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Zuletzt geändert am 23.05.2009