26.4.2009 - Tag des Herrn (Dresden) / Verlagsgruppe Bistumspresse
Wo bleibt die Prägnanz?
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) steckt in einer Krise. Und das nicht erst, seit dem es einen neuen Präsidenten zu wählen gilt. Es ist eine Krise der Relevanz, der öffentlichen Wahrnehmung und auch der Funktion. Vor allem als Veranstalter der Katholikentage leistet das ZdK hervorragende Arbeit. Die traditionsreichen Treffen sind die Keimzelle der katholischen Laienbewegung und nach wie vor ihr vitalster Spross.
Die Funktion als Meinungsmacher, als Stimme eines politischen Katholizismus aber nimmt das ZdK nur noch unzureichend war. Das ist möglicherweise kein Versagen des Gremiums, sondern liegt vielleicht auch an Veränderungen des politischen Betriebs. Sicher ist, dass durch die Pluralisierung des ZdK auch die Prägnanz abgenommen hat. Heute engagieren sich richtigerweise Katholiken aller Parteien im ZdK. Notwendigerweise muss eine Stellungnahme etwa zur Familienpolitik mehr oder weniger ausgewogen daherkommen. Der anhaltende Streit um das vor einem Jahr veröffentlichte „Familien-Papier“ etwa zeigt: Wenn alle Positionen unter einen Hut gebracht werden wollen, kann das kaum gelingen.
Die Relevanz hat das ZdK besonders auch in der Zeit nach dem 2, Vatikanischen Konzil aus den innerkirchlichen Debatten gewonnen, die oft auch politisch waren. Die neuen innerkirchlichen Konflikte und Probleme laufen jetzt manchmal, nicht immer, am ZdK vorbei. Da genießt im Vergleich die „Kirchenvolksbewegung“ eine unverhältnismäßig große öffentliche Aufmerksamkeit und selbst konservative bis reaktionäre Internetplattformen bestimmen bisweilen die innerkirchliche Debatte mehr als ZdK-Erklärungen.
Das ZdK muss sich neu erfinden, um dem alten Anspruch einer katholischen Laienvertretung in Deutschland gerecht zu werden. Professor Hans Joachim Meyer hat gerade in den Jahren nach dem Fall der Mauer auch dem wiedervereinigten deutschen Katholizismus ein prägnantes Gesicht gegeben.
Wie am besten sein Nachfolger zu bestimmen ist, darüber rätselt das ZdK gerade. Sicher ist: Wenn die katholischen Laien wieder mehr wahrgenommen werden wollen, in der Kirche und auch in der säkularen Öffentlichkeit, geht das nicht mit großer Selbstbeschäftigung. In einer Woche bei der Vollversammlung müssen sie schon ein geschlossenes Bild abgeben, sonst reden alle nur über den zurückliegenden Personalstreit und nicht über das Wesentliche.
Zuletzt geändert am 24.06.2009